geist & zeit

Donnerstag, 23. November 2006

»aus italy«

englisch gilt ja bekanntermaßen gerade in der werbesprache als extrem chic (auch wenn dabei die verständlichkeit der botschaft mitunter auf der strecke bleibt). aber was die inhaber dieses modegeschäfts in der montabaurer altstadt sich dabei gedacht haben mögen, wird wohl für immer deren geheimnis bleiben:

mode aus italy in montabaur/westerwald

»italia« hätte ich ja noch verstehen können, aber »italy«? was soll der blödsinn? oder bin ich bloß nicht auf dem neuesten stand der textilindustrie? (»guck mal, mami, das schöne flauschige italy da auf der weide!« – »ja, mein kind. und wenn die wolle ab ist, dann bekommt die mami vom papi einen ganz tollen, flauschigen und sündhaft teuren pullover.«)

Sonntag, 19. November 2006

»drachenwurst?«

faz.net vermeldet heute wieder mal kurioses von unseren störrischen nachbarn auf der insel vor europa:

herstellung von drachenwurst (symbolfoto)»Wales ist ein rauhes und wildes Land, und die Waliser sind hart im Nehmen. Sie trotzen dem Regen, klettern über zerklüftete Klippen und sprechen eine Sprache, die fast nur aus Konsonanten besteht. Und manche von ihnen essen gern eine höllisch scharfe Wurst aus Schweinefleisch und Chilischoten, die nach dem walisischen Wappentier „Welsh Dragon“ heißt.

Bislang jedenfalls. Die zuständige Lebensmittelbehörde nämlich hat nun den Hersteller dazu verpflichtet, seine Wurst umzubenennen - weil der bisherige Name die „tatsächliche Natur der Speise“ verschleiere. Mit anderen Worten: Er könnte den Konsumenten glauben machen, eine Wurst zu verspeisen, die zumindest partiell aus Drachenfleisch besteht.«

hm, interessanter ansatz! sollte das zu uns über den kanal schwappen, dürften wohl auch die zeiten von »rotkäppchensekt« (!), »gummibärchen« (!!) und »jägerwurst« (!!!) vorbei sein, von »geflügelleberwurst« einmal ganz zu schweigen ...

(aus der rubrik »beamte sind eigentlich auch nur fabelwesen«)

Donnerstag, 5. Oktober 2006

»jetzt wird gefeiert«

»Google News«, erklärt Wikipedia, »ist ein Nachrichtenservice, dessen Ergebnisse ausschließlich von Computeralgorithmen und völlig ohne ein Eingreifen von Menschen erstellt werden« — was mitunter zu, naja, sagen wir mal: etwas merkwürdigen resultaten führen kann:

Pastior tot - jetzt wird gefeiert... (screenshot von Google News)

(was mich beiläufig übrigens an das hier — aus dieser hübschen sammlung — erinnert...)

und: ach! weh! der gute Oskar Pastior! mehr über ihn und von ihm auf lyrikline.org — zum lesen, hören, sich dran freuen und ein bisschen traurig sein. ich empfehle vor allem das gedicht »immer«.

Sonntag, 24. September 2006

»mit einem wisch sind alle weg«

wenn guter wille und rechtschreibschwäche zusammentreffen...

screenshot von todesstrafe.de

(screenshot von todesstrafe.de — die ganze nachricht hier)

Mittwoch, 19. Juli 2006

»poor mountain, it crumbles!«

»Am nächsten Morgen ist die Ablagerung auf den getönten Heckscheiben der Autos auf dem Parkplatz an der Luftseilbahnstation so dick, daß der nächtliche Schauer ihr nur ein tropfenförmig-marmoriertes Muster einzeichnen konnte. ›Papa, la montagne, elle brule!‹ (Papa, der Berg brennt!) Diesen Eindruck der kleinen Sylvie in den Armen ihres Vaters kann man von der Gondel aus zur Pfingstegg hinauf tatsächlich gewinnen, denn immer wieder ziehen rauchartige Schwaden von der Ostwand des Eigers talwärts. Oben, auf dem Wanderweg zur Berggasthütte Bäregg, spielt sich im Minutentakt das gleiche Schauspiel vor internationalem Publikum ab. Wenn es im Berg knackt und bricht, halten die Gäste auf den gesicherten Rängen des Mettenbergs mitfühlend den Atem an: ›Poor mountain, it crumbles!‹
eindrücklicher bericht über den spektakulären felssturz an der eiger-ostflanke, vermutlich ein indikator für den klimawandel, in der FAZ. weiterlesen!

Samstag, 10. Juni 2006

»Kurt Tucholsky — aus (immer) aktuellem anlass«

mein beitrag zur neuerlichen patriotismus-debatte stammt nicht von mir, sondern von Kurt Tucholsky, der nicht nur in ganz rechten kreisen bis heute als prototyp des »nestbeschmutzers« gilt und auf den personen jeglicher politischer couleur allzu gerne abheben, wenn es um rede und gegenrede zu fragen des »deutschen wesens« geht. dabei wird kaum wahrgenommen bzw. gern übersehen, dass Tucholsky — ebenso wie Heine, Kästner, Brecht... — ein patriot im besten sinne dieses wortes gewesen ist. wenn es überhaupt einen patriotismus gibt, zu dem ich mich uneingeschränkt bekennen könnte, dann ist es der kritische patriotismus dieses wohl scharfsinnigsten beobachters der deutschen zustände und befindlichkeiten.

Kurt Tucholsky

Heimat

    »Aber einen Trost hast du immer, eine Zuflucht, ein Wegschweifen. Selbst auf Umgebungsflachheiten stehen Bäume, Wasseraugen schimmern dich an, Horizonte sind weit, und auch durch düstere Verhängung kommt noch Feldatem.«
    Alfons Goldschmidt, »Deutschland heute«
Nun haben wir auf 225 Seiten Nein gesagt, Nein aus Mitleid und Nein aus Liebe, Nein aus Haß und Nein aus Leidenschaft — und nun wollen wir auch einmal Ja sagen. Ja —: zu der Landschaft und zu dem Land Deutschland.

Dem Land, in dem wir geboren sind und dessen Sprache wir sprechen.

Der Staat schere sich fort, wenn wir unsere Heimat lieben. Warum grade sie — warum nicht eins von den andern Ländern —? Es gibt so schöne.

Ja, aber unser Herz spricht dort nicht. Und wenn es spricht, dann in einer andern Sprache — wir sagen »Sie« zum Boden; wir bewundern ihn, wir schätzen ihn — aber es ist nicht das.

Es besteht kein Grund, vor jedem Fleck Deutschlands in die Knie zu sinken und zu lügen: wie schön! Aber es ist da etwas allen Gegenden Gemeinsames — und für jeden von uns ist es anders. Dem einen geht das Herz auf in den Bergen, wo Feld und Wiese in die kleinen Straßen sehen, am Rand der Gebirgsseen, wo es nach Wasser und Holz und Felsen riecht, und wo man einsam sein kann; wenn da einer seine Heimat hat, dann hört er dort ihr Herz klopfen. Das ist in schlechten Büchern, in noch dümmeren Versen und in Filmen schon so verfälscht, daß man sich beinah schämt, zu sagen: man liebe seine Heimat. Wer aber weiß, was die Musik der Berge ist, wer die tönen hören kann, wer den Rhythmus einer Landschaft spürt ... nein, wer gar nichts andres spürt, als daß er zu Hause ist; daß das da sein Land ist, sein Berg, sein See — auch wenn er nicht einen Fuß des Bodens besitzt ... es gibt ein Gefühl jenseits aller Politik, und aus diesem Gefühl heraus lieben wir dieses Land.

Wir lieben es, weil die Luft so durch die Gassen fließt und nicht anders, der uns gewohnten Lichtwirkung wegen — aus tausend Gründen, die man nicht aufzählen kann, die uns nicht einmal bewußt sind und die doch tief im Blut sitzen.

Wir lieben es, trotz der schrecklichen Fehler in der verlogenen und anachronistischen Architektur, um die man einen weiten Bogen schlagen muß; wir versuchen, an solchen Monstrositäten vorbeizusehen; wir lieben das Land, obgleich in den Wäldern und auf den öffentlichen Plätzen manch Konditortortenbild eines Ferschten dräut — laß ihn dräuen, denken wir und wandern fort über die Wege der Heide, die schön ist, trotz alledem.

Manchmal ist diese Schönheit aristokratisch und nicht minder deutsch; ich vergesse nicht, daß um so ein Schloß hundert Bauern im Notstand gelebt haben, damit dieses hier gebaut werden konnte — aber es ist dennoch, dennoch schön. Dies soll hier kein Album werden, das man auf den Geburtstagstisch legt; es gibt so viele. Auch sind sie stets unvollständig — es gibt immer noch einen Fleck Deutschland, immer noch eine Ecke, noch eine Landschaft, die der Fotograf nicht mitgenommen hat ... außerdem hat jeder sein Privat-Deutschland. Meines liegt im Norden. Es fängt in Mitteldeutschland an, wo die Luft so klar über den Dächern steht, und je weiter nordwärts man kommt, desto lauter schlägt das Herz, bis man die See wittert. Die See — Wie schon Kilometer vorher jeder Pfahl, jedes Strohdach plötzlich eine tiefere Bedeutung haben ... wir stehen nur hier, sagen sie, weil gleich hinter uns das Meer liegt — für das Meer sind wir da. Windumweht steht der Busch, feiner Sand knirscht dir zwischen den Zähnen ...

Die See. Unvergeßlich die Kindheitseindrücke; unverwischbar jede Stunde, die du dort verbracht hast — und jedes Jahr wieder die Freude und das »Guten Tag!« und wenn das Mittelländische Meer noch so blau ist ... die deutsche See. Und der Buchenwald; und das Moos, auf dem es sich weich geht, daß der Schritt nicht zu hören ist; und der kleine Weiher, mitten im Wald, auf dem die Mücken tanzen — man kann die Bäume anfassen, und wenn der Wind in ihnen saust, verstehen wir seine Sprache. Aus Scherz hat dieses Buch den Titel »Deutschland, Deutschland über alles« bekommen, jenen törichten Vers eines großmäuligen Gedichts. Nein, Deutschland steht nicht über allem und ist nicht über allem — niemals. Aber mit allen soll es sein, unser Land. Und hier stehe das Bekenntnis, in das dieses Buch münden soll:

Ja, wir lieben dieses Land.

Und nun will ich euch mal etwas sagen:

Es ist ja nicht wahr, daß jene, die sich »national« nennen und nichts sind als bürgerlich-militaristisch, dieses Land und seine Sprache für sich gepachtet haben. Weder der Regierungsvertreter im Gehrock, noch der Oberstudienrat, noch die Herren und Damen des Stahlhelms allein sind Deutschland. Wir sind auch noch da.

Sie reißen den Mund auf und rufen: »Im Namen Deutschlands ...!« Sie rufen: »Wir lieben dieses Land, nur wir lieben es.« Es ist nicht wahr.

Im Patriotismus lassen wir uns von jedem übertreffen — wir fühlen international. In der Heimatliebe von niemand — nicht einmal von jenen, auf deren Namen das Land grundbuchlich eingetragen ist. Unser ist es.

Und so widerwärtig mir jene sind, die — umgekehrte Nationalisten — nun überhaupt nichts mehr Gutes an diesem Lande lassen, kein gutes Haar, keinen Wald, keinen Himmel, keine Welle — so scharf verwahren wir uns dagegen, nun etwa ins Vaterländische umzufallen. Wir pfeifen auf die Fahnen — aber wir lieben dieses Land. Und so wie die nationalen Verbände über die Wege trommeln — mit dem gleichen Recht, mit genau demselben Recht nehmen wir, wir, die wir hier geboren sind, wir, die wir besser deutsch schreiben und sprechen als die Mehrzahl der nationalen Esel — mit genau demselben Recht nehmen wir Fluß und Wald in Beschlag, Strand und Haus, Lichtung und Wiese: es ist unser Land. Wir haben das Recht, Deutschland zu hassen — weil wir es lieben. Man hat uns zu berücksichtigen, wenn man von Deutschland spricht, uns: Kommunisten, junge Sozialisten, Pazifisten, Freiheitliebende aller Grade; man hat uns mitzudenken, wenn »Deutschland« gedacht wird ... wie einfach, so zu tun, als bestehe Deutschland nur aus den nationalen Verbänden.

Deutschland ist ein gespaltenes Land. Ein Teil von ihm sind wir.

Und in allen Gegensätzen steht — unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert — die stille Liebe zu unserer Heimat.

(aus: Deutschland, Deutschland über alles. Ein Bilderbuch von Kurt Tucholsky und vielen Fotografen, montiert von John Heartfield. Berlin: Neuer Deutscher Verlag, 1929. [Reprint: Reinbek: Rowohlt, 1980; hg. und mit Erl. versehen von Fritz J. Raddatz] S. 226-231 — im original gesperrte textstellen werden durch fettschrift wiedergegeben.)

vor nicht allzu langer zeit hat uns eine der großen werbeagenturen dieses landes mit einer unsäglichen kampagne überzogen, der sich eine breite diskussion über patriotismus anschloss, die jedoch ins unerträgliche anschwoll, als einige, die ihre geschichtslektionen besonders sorgfältig gelernt und verinnerlicht zu haben meinten, darauf hinwiesen, der slogan »du bist deutschland« sei dem braunen volksgemeinschaftsgeist entsprungen und allein dadurch schon diskreditiert. — o selige einfalt! — wie aber soll man mit leuten diskutieren, die nicht einmal vom »du« zum »ich«, geschweige denn zum »wir« zu denken und auf das wort »deutschland« wie pawlowsche hunde nur mit reflexartigem geifern zu reagieren imstande sind? — wenn schon die (pseudo-)linken ihren Tucholsky nicht mehr kennen, kann man ihn (oder auch Heine, Kästner, Brecht...) solchen verkorksten gehirnen dann überhaupt noch ernsthaft zur lektüre empfehlen? und mit welchem ziel, wenn doch schon einfache transferleistungen wie die eben genannten offenbar zu viel verlangt sind?

ich erdreiste mich keiner antwort auf diese fragen — den vorhang aber lasse ich gerne offen für alle, die guten willens und in der lage sind, sich konstruktiv zu äußern (eine echte reifeprüfung in zeiten des allgegenwärtigen sarkasmus, mit dem wir uns das weltgeschehen — und, wie ich befürchte, zunehmend auch uns selbst und die jeden von uns direkt betreffenden dinge — zu betrachten angewöhnt haben).

Mittwoch, 22. März 2006

»die große medienerzählung vom aussterben der deutschen«

endlich - nach zwei wochen debattorischen spektakels um geburtenrückgang, überfremdungsängste und rentenbonus für volksvermehrer (als, überspitzt formuliert, moderne variante des mutterkreuzes) -, endlich, endlich meldet sich die konstruktive stimme der vernunft! ironischerweise gehört sie einem feuilletonisten namens Nutt (»sic!«, möchte man ausrufen) und spricht zu uns heute in der Frankfurter Rundschau wie folgt:
»Die große Medienerzählung vom Aussterben der Deutschen bedarf dringend eines Bewusstseins davon, dass Migration ein irreversibler Vorgang ist. Getreu des ersten soziologischen Hauptsatzes, dem zufolge soziale Systeme nicht sterben können, bedeutet der Rückgang der Geburtenrate keineswegs den Tod einer Gesellschaft. Der demographische Wandel birgt soziale Konflikte, deren Konturen sich erst schwach abzuzeichnen beginnen. [...] Je schneller man sich jedoch von nationalen Reinheitsgeboten zu verabschieden bereit ist, desto besser wird man den potenziell eher schwachen politischen Gestaltungsaufgaben gerecht werden können. Die Geburt eines Kindes bedarf einer Atmosphäre der Ankunftserwartung. Die gegenwärtige Diskussion erweckt jedoch den Anschein, sich in einem Taumel der Zukunftsangst zu befinden.«
überhaupt: kann mir bitte mal jemand erklären, woher plötzlich diese verschärfte debatte über die deutsche geburtenrate kommt? ich meine: halloo? das problem kennen wir doch schon seit mindestens 20 jahren! und genauso lang wissen oder zumindest ahnen wir doch, dass unsere renten nicht sicher sind, nämlich spätestens seit dem moment, als damals im bundestag der »klamaz« im brustton der überzeugung äußerte: »die renten sind sicher!« und jetzt diskutiert ihr allen ernstes darüber, wie man es kinderlosen und wohlgemerkt blutsdeutschen paaren schmackhaft machen könnte, nachwuchs in die welt zu setzen?

bemerkenswert ist darüber hinaus, dass man nicht etwa über ein bonus-system für eltern nachdenkt, sondern im gegenteil über ein malus-system für kinderlose, sprich: nicht wer kinder ins land setzt, soll belohnt, sondern wer (sozusagen freiwillig) kinderlos bleibt, soll durch rentenkürzung abgestraft werden.

damit wir uns recht verstehen: ich beglückwünsche jeden, der sich trotz aller zweifel angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen oder auch persönlichen lage dazu entschließt, eine familie zu gründen, umso mehr, wenn sie und/oder er der verantwortung, die damit verbunden ist, auch gerecht wird. auch dass beispielsweise durch steuervergünstigungen ein zusätzlicher anreiz geschaffen wird. aber es kann nicht angehen, dass der staat, dessen ureigene aufgabe es ist (das muss man sich doch mal wieder ins bewusstsein rufen), der bevölkerung zu dienen und sie zu beschützen, zu methoden greift, die dem gleichheitsgrundsatz, auf dem unser gemeinwesen unter anderem basiert, zuwider laufen, indem sie eine bestimmte bevölkerungsgruppe, die sozusagen »selbstverschuldet kinderlosen«, diskriminieren!

es ist - pardon - zum kotzen, auf welchem niveau sich die diskussionen in diesem lande mitunter bewegen! ebenso wie das hier:

»100 gute (= ca. 90 dämliche) gründe, ein kind zu zeugen...«

aber ernsthaft: hätten wir von denen etwas anderes erwartet?

addendum (23.03.06): »Kinderschwund - na und?« äußerst lesenswerter artikel von Josef Joffe in der »Zeit«!

Dienstag, 28. Februar 2006

»und wer hat die schon wieder gefragt?«

»Die Leipziger Schriftstellerin Juli Zeh ("Adler und Engel", "Stille ist ein Geräusch") hat sich für die verbindliche Annahme der von der Kultusministerkonferenz vorgeschlagenen Korrekturen der Rechtschreibreform ausgesprochen. Sie forderte, endlich die Diskussion über die Reform zu beenden. "Ich fände es am besten, wenn man das jetzt vorliegende Regelwerk akzeptieren und sich beruhigen würde", sagte die 31jährige Erfolgsautorin. In wenigen Jahren würden sich alle an die neue Rechtschreibung gewöhnt haben und diese als völlig normal empfinden.

Die Aufregung um die Rechtschreibreform bezeichnete Zeh als "Sturm im Wasserglas". Die Sprache sei ein lebendiges Wesen, das ohnehin mache, was es wolle. Generell habe sie den Großteil der ursprünglichen Rechtschreibreform wie die Eindeutschung von Fremdwörtern oder die "Beliebigkeit" bei der Zeichensetzung abgelehnt. [...]

Juli Zeh hat sich selbst nach eigener Aussage einen individuellen Schreibstil angeeignet, in dem eine "gepflegte Anarchie" herrsche. "Ich habe mir aus allen Regelvorschlägen das herausgesucht, was mir am besten gefiel, und verwende jetzt eine Mischung aus alter, neuer und selbst erfundener Rechtschreibung."«

liebe Juli Zeh, auch für Sie gilt der schöne spruch: wenn man keine ahnung hat: einfach mal die fresse halten!

mann mann mann, diese stille ist wirklich ein geräusch...

(quelle: dpa; zitiert nach Berliner Morgenpost)

Samstag, 10. September 2005

»das kreuz mit dem richtigen kreuz«

jeder nur 1 kreuz - aber wie?
»Der "Wiesbadener Kurier" berichtet am Mittwoch, 2. März, über Unregelmäßigkeiten bei den letzten Kommunal-/Bürgermeisterwahlen in Schlangenbad (Taunus). Zu lesen ist auch dieser Satz: "Beanstandet wird von den Klägern die Beurteilung weiterer ungültiger Stimmen. So wurde ein Stimmzettel, bei dem der Name (des CDU-Mannes Jörg) Daniel mit einem Hakenkreuz markiert ist, als ungültig gewertet. Nach (CDU-Rechtsanwalt) Laubes Ansicht zu Unrecht. Der Wählerwille sei klar erkennbar gewesen." Realsatire darf einfach alles... aber das Gericht entscheidet dann doch, dass der Stimmzettel zu Recht als ungültig gewertet wurde.«
liebe christdemokraten, wenn ihr es offenbar ganz okay findet, dass jemand statt eines einfachen kreuzes, eines häkchens oder gar (ja, auch das wäre gültig gewesen) eines smilies ein hakenkreuz hinter den namen eures kandidaten kritzelt, und ihr sogar bereit seid, wegen dieser einen lausigen stimme vor gericht zu ziehen, dann ist »klar erkennbar« einzig und allein euer wille zur macht. oder habt ihr schon vergessen, welche symbolik im allgemeinen mit dem wort »christlich« verbunden wird, euch also quasi nur im kreuz vertan? dann hier ein bisschen nachhilfe...

(zitat von triggerfish.de; bild vom ZDF)

Freitag, 9. September 2005

»an ihrer sprache sollt ihr sie erkennen!«

die CSU steht mit ihrer entscheidung, den aktuellen wahlkampf mit den mitteln der selbstdemontageironie zu betreiben, nicht länger allein da - wie die folgende kampagne der NPD eindrucksvoll beweist:

screenshot von npd.de, 09.09.05, 11 uhr

dass du, NPD, schon seit jahren in bester stammtischmanier immer denselben dummen spruch - »schnauze voll? lügner abstrafen!« - zu jedweder gelegenheit rumproletest, penetrant dazu aufrufst, »den stimmzettel zum denkzettel« zu machen etc. und damit ein ziemlich peinliches selbstverständnis offenbarst - geschenkt!

wirklich bemerkenswert aber ist es, zu sehen, wie deine gesinnung selbst die simpelsten satzkonstruktionen durchkreuzt. »plakate« möchtest du also und zwar »an tankstellen« nicht etwa auf-, sondern einfach nur »hängen«? so wie weiland der Duce in mailand, ja?

und was kommt als nächstes? gevierteilte flyer? oder statt einfach nur der kopf- gleich die kopf-ab-pauschale?

will's lieber gar nicht wissen - und erst recht nicht, welchen hinrichtungsfantasien du sonst noch frönst:
der herr abundant
(heute ein wenig titaniclich)

abundant

lose links & mehr

herr abundant @ twitter

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