dichtung digital

Donnerstag, 15. Februar 2007

»für einen guten start in den tag«

den herrn Peppel alias textspeier hab ich zwar schon länger auf dem radar, aber ein etwas expliziterer hinweis auf seine wahrlich ergötzlich originellen satirehäppchen kann ja nicht schaden. beispiele schenk ich mir hier. einfach mal vorbeischauen und sich den morgen versüßen lassen! yep!

der wahre blog-gourmet empfiehlt dazu übrigens ein süffig-süffisantes schlückchen ahoi polloi ... oder doch lieber ein schnödes käffchen gefällig? ;o)

Dienstag, 23. August 2005

»worüber ich schon immer mal nachgedacht haben wollte, teil I«

heute frisch aus dem Don:
»Wenn Hochwasser ist, wo schwimmen denn dann eigentlich die Fische? Bleiben die [im] ursprünglichen Fluss, weil sie sich denken "Nenene, das ist mir mal zu heiss, die Kiste, nachher wieder Reuse, Angelhaken, Fischermesser und Kräuter im Bauch, nenene" oder sagen sie sich "Supi, mehr Platz zum laichen, lass uns poppen?" (Oder was Fische dazu auch immer sagen)«
»flusch kata ballubasch zack hitti zopp«, wie der flugfisch sagt... ;o)

Donnerstag, 19. Mai 2005

»und was würdest du tun?«

Maßnahmen gegen die Gewalt

Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen - die Gewalt.
»Was sagtest du?« fragte ihn die Gewalt. »Ich sprach mich für die Gewalt aus«, antwortete Herr Keuner.
Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete: »Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muß länger leben als die Gewalt.«
Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem stand, daß ihm gehören solle jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte; ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe.
Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: »Wirst du mir dienen?«
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen. Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent. Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete: »Nein.«

(quelle: Bertolt Brecht: Geschichten vom Herrn Keuner. frankfurt a.m.: suhrkamp, 1971.)

je älter ich werde, desto besser verstehe ich ihn
desto mehr graut es mir vor mir selbst

Sonntag, 30. Januar 2005

»gedanken zur fünften jahreszeit«

Achtung, jetzt wird's besinnlich!
»Alaaf und Helau! - Seid ihr bereit?
Willkommen zur Beklopptenzeit!
Mer kenne des aus Akte X,
doch Mulder rufe hilft da nix,
des kommt durch Strahle aus dem All,
und plötzlisch ist dann Karneval!

[...] Auf einmal tun in allen Ländern
die Leude sisch ganz schlimm verändern
Sie geh'n sisch hemmungslos besaufe
und fremde Mensche Freibier kaufe
schmeiße sisch Bonbons an die Schädel,
betatsche Jungens und aach Mädel
und tun eim jede, den sie sehen,
ganz fuschtbar uff de Eier gehen!

Sie tun nur noch in Reime spreche
und sind so witzisch, man könnt' breche,
bewege sisch in Polonäsen,
als trügen sie Gehirnprothesen,
man möschte ihnen - im Vertrauen -
am liebsten in die Fresse hauen! [...]«

die berühmte »flörsheimer büttenrede von 1995«, deren vortragender angeblich nur mit polizeischutz den saal wieder lebendig verlassen konnte, kann man z.b. hier nachlesen.

allerdings soll ihr wahrer autor nicht verheimlicht werden: es handelt sich um Oliver Kalkofe, der diesen text in der »TV Spielfilm« vom 04.02.2000 veröffentlicht hat.

alaaf und helau! ;o)

Montag, 13. Dezember 2004

»mit ruhe & gemüt-, ähm: besinnlichkeit!«

das weihnachtsgebäck schlechthin - der zimtsternschon ist der 3. advent vorbei - zeit, sich auf die »stillen tage« vorzubereiten! und womit könnte diese zeit besser eingeleitet werden als mit einer feinen hintergrundmusik (mp3, 5,5 mb) und einer herzerwärmenden geschichte?

der folgende text stammt nicht von mir, sondern vom (virtuell inzwischen leider nicht mehr existenten) freitagsfish aus dem jahre 2001 und hat, wann immer ich ihn bei weihnachtslesungen vor größerem publikum vorgetragen habe (dreimal, um genau zu sein), stets für begeisterung gesorgt. wenn er euch gefällt, tragt ihn bitte weiter - und vergesst mir den autor nicht (sachdienliche hinweise über dessen verbleib nehme ich übrigens gerne entgegen!).
»die geschichte vom ersten zimtstern

in der zeit, als geschichten noch richtige geschichten waren, gab es eine prinzessin, deren augen waren so braun und warm wie zimt, und wenn sie lachte, dann leuchteten kleine sterne darin, und deshalb nannten alle am hof sie nur prinzessin zimtstern.

eines tages im winter wurde die prinzessin sehr krank, und wie das so üblich ist in solchen geschichten, schickte der könig seine schnellsten reiter zu den königreichen in den vier winden, und bat um rat und tat und hilfe. aber egal, was die klugen apotheker und noch klügeren doktoren auch versuchten, nichts half, und die prinzessin wurde immer kränker, und lachte immer seltener und die sterne in ihren augen leuchteten immer schwächer, und eines nachts im dezember verloschen die lichter ganz.

da ordnete der könig ein jahr staatstrauer an, und ass nichts mehr, denn auch das ist in solchen geschichten üblich, und alle am hof trugen zimtbraune trauerkleidung, und überall wehten zimtbraune fahnen, und der könig liess alle schimmel und rappen von seinem hofe verbannen und ritt bei allen wichtigen und nicht so wichtigen anlässen nur noch einen zimtbraunen hengst, der einmal prinzessin zimtstern gehört hatte.

aber nachdem das jahr um war, und das leben wieder seinen gang ging, und auch die rappen und schimmel wieder ins land zurückgekehrt waren, und auch der schnee, und der winter, war der könig immer noch traurig, und ass nur wenig, und auch die besten köche und die noch besseren köchinnen am hof konnten kein gericht zubereiten, das der könig nicht mit seinen tränen versalzte. nicht einmal die weihnachtsplätzchen, die ihm aus den königreichen in den vier winden geschickt wurden, konnten ihn aufmuntern, und das ist selbst in solchen geschichten nicht üblich.

aber einer der küchenjungen hatte nicht nur hellere haare als alle anderen am hof, sondern auch ein helleres köpfchen, und eines tages nahm er eine handvoll mandeln, und genausoviel zucker, und 2 eiweiss und knetete alles zu einem festen teig, dem er mit einem grossen löffel zimt farbe gab.

dann stellte er den teig ans fenster, damit er schön kalt und fest wurde, wie der schnee, der draussen lag und lief zum schmied. der lachte, als er hörte, was der küchenjunge von ihm wollte, aber er nahm ein altes hufeisen von prinzessin zimtsterns pferd und machte daraus eine kleine form, und der küchenjunge lief zurück zu seinem teig, der am fenster fröstelte, und rollte ihn aus und stach viele kleine sterne aus, die er dann auf einem grossen blech im ofen knusperbraun buk. damals sagte man noch buk, und nicht backte, das war so üblich.

als der duft von zimt und mandeln durch die küche strömte und die zimtsterne fertig waren, nahm der küchenjunge das heisse blech, verbrannte sich die hand, fluchte wie ein küchenjunge, und ging dann zum könig, der alleine im grossen rittersaal sass, nichts ass, und traurig in seinen goldenen kelch mit rotwein starrte und über die welt nachdachte, wie sich das für einen könig gehört.

könig, sagte der küchenjunge, sieh, was ich dir gebacken habe. ich habe keinen hunger, junge, sagte der könig, und starrte weiter in seinen kelch, in dem gerade eine fliege zu ertrinken drohte. die welt ist ein jammertal, da hat man keinen hunger, das ist nicht üblich, aber dafür bist du natürlich noch zu jung. was soll mir essen. und eine grosse träne rollte ihm über die wange, fiel in den kelch mit rotwein und ertränkte die fliege.

und der könig seufzte betrübt und sagte: alles was ich brauche ist mein zimtstern.

eben, sagte der küchenjunge, stellte das backblech auf den tisch, so dass selbst der könig nicht darüber hinwegsehen konnte, und pustete ein wenig, bis dem könig der duft von mandeln und zimt in die nase stieg.

als der könig das blech voller zimtsterne sah, musste er lächeln. ein bisschen wehmütig vielleicht, weil sich das gehört, aber er lächelte, und dann nahm er einen zimtstern, und verbrannte sich auch nicht die finger, denn dafür hat man ja personal, und kostete. und dann kostete er ein wenig mehr und noch ein wenig mehr und dann noch mehr, bis selbst der küchenjunge fand, das sich das nicht gehört, aber da war das blech schon leer, bis auf einen letzten zimtstern. den nahm der könig, und heftete ihn dem küchenjungen an die küchenschürze, was gar nicht so einfach ist, wie jeder weiss, der das schon mal versucht hat, denn der zimtstern war leicht und knusperzart, und dann sagte der könig: junge, du weisst sicher, dass es in solchen geschichten üblich ist, dass der jüngste küchenjunge auch der klügste ist, aber deine zimtsterne sind noch besser, als es sich ein geschichtenschreiber ausdenken könnte, und ich ernenne dich hiermit zum obersten küchenjungen von allen, und wenn du dich weiter so gut anstellst, wirst du eines tages noch chefkoch. und von jetzt an soll es jedes jahr zu weihnachten zimtsterne geben, für alle am hof, aber das erste blech bringst du mir, das ist ein befehl. und das klang schon fast so, wie es sich für einen richtigen könig gehört.

der küchenjunge verbeugte sich, und lief dann zurück in die küche. draussen auf dem hof liess er einen lauten freudenschrei los, was kein bisschen üblich war, nicht seit die prinzessin gestorben war, und weil er seine küchenjungenmütze noch brauchte, nahm er seinen zimtsternorden und warf ihn hoch in die luft an den abendhimmel, und da blieb der zimtstern hängen, wie sich das für einen stern gehört.

und der könig starrte noch eine weile weiter in seinen rotwein, aber er war nicht mehr ganz so traurig, denn zimstern ist zimtstern, und der küchenjunge wurde irgendwann chefkoch, und jedes jahr gab es zimtsterne für alle, und das erste blech war für den könig, denn nur ein könig hat das recht des ersten blechs, und der küchenjunge verbrannte sich jedesmal wieder die hand, und fluchte, wie sich das für einen küchenjungen gehört, der einmal chefkoch werden will.

und seitdem gibt es zimtsterne in den geschichten und küchen dieser welt, aber der eine, der vom ersten blech, der hängt noch heute am himmel, und wenn es winter wird, und man genau aufpasst, dann kann man ihn am himmel glitzern und funkeln sehen, aber vor allem kann man ihn riechen, und wenn es an einem dunklen abend draussen anfängt nach mandeln und zimt zu duften, dann ist man dem ersten zimtstern schon sehr sehr nah.«

(quelle: http://www.freitagsfish.de/2001_10_14_archiv.html - inzwischen, wie gesagt, leider nicht mehr online)

wer jetzt lust aufs selberbacken bekommen haben sollte, klicke einfach auf den obigen zimtstern. und wer gerne weiterlesen möchte, dem sei folgende, von screwtape's empfohlene weihnachtsgeschichte ans herz gelegt, die ebenfalls bestens zur einstimmung auf die nahen festtage geeignet ist. :o)

Dienstag, 16. November 2004

»... die autofahrer heut nacht vernascht«

hätte sie das mal besser gelassen:
»Polizei dichtet zum Wintereinbruch

Wiesbaden (AP): Der Wintereinbruch in Deutschland hat die Polizei in Wiesbaden zu einem poetischen Exkurs veranlasst. Den eindringlichen Appell vom Mittwoch zum rechtzeitigen Aufzug von Winterreifen und zu einer angepassten Fahrweise stellt die Nachrichtenagentur AP im folgenden als Wortlaut zur Verfügung:

O Gott, Du liebe Winterzeit
machst Dich so plötzlich wieder breit
Hast uns mal wieder überrascht
die Autofahrer heut nacht vernascht
Glatteis, Schnee und Rutschebahnen
keiner konnte es doch ahnen
dass Du schon im November, kann es denn sein
mit Chaos und Unfällen gibst Dein Stelldichein.

Noch immer fährt man Sommerreifen
mit diesen rutscht man wie auf Seifen
geradewegs hinein in den Graben
warum bloß muss man Winter haben?
Streudienste, Polizei und Feuerwehr
werden der Lage nur langsam Herr
Viele Straßen werden gesperrt
weil zu gefährlich, wenn man drauf fährt

Abschlepper sind heut nacht der Renner
freuen sich über jeden 'Penner'
der es trotz Glätte auf die Piste wagt
und eiligst über Lande jagt
Manch' einer muss sich jetzt wieder fragen
was kauf ich mir nun für 'nen Wagen
Denn sein Gefährt ist nur noch Schrott
und das vor Weihnacht', o Gott, o Gott.

Winterreifen haben ab morgen Hochkonjunktur
hätt' ich die Sommerreifen schon gewechselt nur
Jetzt ist es zu spät, man lernt es wohl nimmer
und jedes Jahr wird es immer noch schlimmer.
So war es, so ist es, so wird's immer sein
der Winter kommt stets nach dem 'Sommerschein'
So gebt, liebe Leut', zukünftig frühzeitig acht
dass Ihr Euer Auto wintertauglich macht
So trickst Ihr den Winter nächstes Mal aus
und kommt auch bei Schneeglätte sicher nach Haus'.«

(via yahoo!news; original hier)

und bei der hessischen polizei wird (leider!) auch ansonsten kräftig »gedichtet«, wie man per stichwortsuche auf deren website sehen kann...

p.s.: ... und leider nicht nur bei den hessen! siehe: www.polizei-poeten.de... *aaaargh!*

Freitag, 12. November 2004

»frühstyxcerealien«

cereal killer shirt

das passende hemd zum frühstück... oder auch zu dieser netten kurzgeschichte... ;o)

(gefunden in lyssas lounge; via creature)

Dienstag, 9. November 2004

»„... du bist nämlich fein / rippchen · adams · erste · sahne.«

verse nicht von mir, sondern vom diesjährigen gewinner des berliner »open mike«, Christian Schloyer (mehr über & von ihm z.B. hier und hier), über den die FAZ heute schreibt:
»Völlige Stille kehrte ein, als der 1976 geborene und am Ende zu Recht mit dem ersten Preis ausgezeichnete Autor leise und nachdrücklich seine Gedichte vortrug, jedem Wort Gewicht gebend. Wenn er das Blatt mit den gerade gelesenen Versen beiseite legte, tat er das mit demonstrativer Behutsamkeit - man spürte, hier wird kostbare Fracht umgebettet.
Schloyers Wortmusik ist eigenständig, wenn auch eine kräftige Prise Celan sowie eine Löffelspitze George als Geschmacksverstärker wirken und eine gewisse Neigung zum Zuckerstangenhaften kritisches Sodbrennen verursachen kann. Der Autor liebt den hohen Ton und das seltene Wort; ”klaustrophil-aprinarkosen” lautete der Titel eines Gedichts. Was Augenzwinkern nicht ausschließt [...].«

p.s.: die gewinnertexte des 12. open mike können »in kürze«, wie es heißt, auf den seiten der literaturWERKstatt berlin nachgelesen werden.

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