lebenslaeufe

Donnerstag, 4. November 2004

»busserl für den 'führer'«

grußkarte von Gretl Slezak an Hitler (Weihnachten 1932)
»Meinem lieben, guten Freund Adolf Hitler ein herzliches Weihnachtsbusserl von seiner Gretl Slezak, 24. Dezember 1932«
(fundstück aus: henry picker, hitlers tischgespräche im führerhauptquartier, münchen: goldmann, 1981)

das thema »hitler und die frauen« ist nun wirklich so breitgetreten worden, dass wir uns hier mit dem verweis auf das werk eines populären zeithistorikers begnügen können. die operettensängerin Gretl Slezak, die dem vorsitzenden der NSDAP das obige kärtchen vermachte, ist in diesem kontext allerdings eher eine randfigur: sie gehörte zu der großen gruppe von künstlern, mit denen Hitler sich seit dem wiederaufstieg seiner partei mitte der 20er jahre gerne umgab. obwohl das schriftliche »busserl« für den 'führer' auf uns heute irritierend intim wirkt, dürfte sich dessen verhältnis zu ihr letztlich auf die herzliche bewunderung ihrer sangeskunst beschränkt haben.

Margarete 'Gretl' Slezak wurde am 9. januar 1901 in bratislava (damals österreich-ungarn) als tochter des sängers und schauspielers Leo Slezak geboren. dem beispiel ihres vaters folgend, der zunächst an der wiener staatsoper und später, nach gastauftritten im ausland, in der deutschen filmkomödie zu großer berühmtheit gelangte, entschied sie sich für eine bühnenkarriere und avancierte im berlin der 20er zu einer der beliebtesten operetten-soubretten. wie ihr vater und ihr bruder Walter versuchte sie sich ab den 30er jahren auch als filmdarstellerin, u.a. an der seite von Heinz Rühmann. bekannt ist sie noch heute für ihre auftritte und rollen in komödien- und musikfilmen, z.b. in »Die Czardasfürstin« (1951) oder »Wir werden das Kind schon schaukeln« (1952). am 30. august 1953 starb sie in rottach-egern. kurz vor ihrem frühen tod erschien im münchner piper-verlag ihre autobiographie »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«.

um aber noch einmal auf den anfang zurück zu kommen: wie Henry Picker schreibt, hatte sich Hitler just an jenem weihnachtsfest 1932, zu dem ihm die 'fesche Gretl' ihr »busserl« geschickt hatte, dazu entschlossen,
»[...] seinen besonders herzlichen Kontakt [zu der] beliebten Berliner Operetten-Soubrette [...] einschlafen zu lassen. Gretl Slezak [...] war über die Familie Goebbels mit Hitler bekannt geworden. Sie war blond, blauäugig, eine große Künstlerin, voller Temperament und anschmiegsam wie ein Wiener »Tschapperl«, also eine Partnerin, wie Hitler sie sich erträumte. Aber er kam nicht darüber hinweg, daß sie unter ihren Großeltern eine jüdische Großmutter hatte und das noch nicht einmal zeitgemäß zu kaschieren suchte. Hinzu kam, daß sich Weihnachten 1932 - nicht ohne Zutun seiner Wirtschafterin, Frau Winter-Brunner - sein Verhältnis zu Eva Braun in München zu einer intimen, bleibenden Lebensbeziehung verdichtete.« [S. 288]
laut Picker hatte die spätere gemahlin des 'führers' gar einen selbstmordversuch (am 1. november 1932) unternommen, nachdem sie Hitler »auf diversen fotos« mit Slezak »posieren« gesehen hatte [S. 92]...

Sonntag, 31. Oktober 2004

»Ich heiße Rudi Dutschke...«

»[...] Wenige Monate vor dem Abitur, in der Jahreshauptversammlung der FDJ, lehnte ich es ab, "die Reihen der Streikräfte zu stärken." Dafür erhielt ich die Quittung auf dem Reifezeugnis. Trotz guter Leistungen entsprach mein "gesellschaftliches Gesamtverhalten" nicht den Anforderungen zum Prädikat "gut." Weiterhin durfte ich mich an keine Universität oder Hochschule bewerben. So erlernte ich dann den Beruf eines Industriekaufmanns, weil ich annahm, danach ein Studium aufnehmen zu können. Die zuerst ausgesprochene Delegierung meines Ausbildungsbetriebes wurde zurückgezogen, da ich mich wiederum weigerte, der "NVA" beizutreten. Ich zog dann endlich die Konsequenzen, ging nach West-Berlin, absolvierte mit Erfolg den Ergänzungskursus zur Anerkennung des Ost-Abiturs und hoffe, an der Freien Universität das Rüstzeug zu bekommen, um ein guter Journalist zu werden.«
(aus dem bewerbungsschreiben Rudi Dutschkes an die FU Berlin, 1961)

diese und andere interessante auszüge aus diversen immatrikulationsakten auf Spiegel-online.

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