flashback

Sonntag, 9. Dezember 2007

»spendet liebesgaben!«

vor jahren vermachte mir eine freundin eine mappe mit alten zeitungsausschnitten und flugblättern, die ihre urgroßmutter zur zeit des ersten weltkriegs angelegt hatte. hier ein stück aus dieser hochinteressanten sammlung. es stammt aus dem ersten kriegswinter 1914/15 – ein aufruf der heeresverwaltung an die bevölkerung, soldaten ohne angehörige weihnachtsgeschenke an die front zu schicken. man muss sicher kein deutschtümler oder freund von kriegen sein, um dieses fundstück anrührend zu finden:

»Spendet Liebesgaben für unsere Truppen im Felde« (Vorderseite)

»Spendet Liebesgaben für unsere Truppen im Felde« (Innenseite)

[für größere ansichten bitte anklicken]

das motiv auf der vorderseite stammt von der malerin Lina von Schauroth (1874–1970). mehr über die künstlerin und ihr bild auf der homepage des niedersächsischen landesmuseums oldenburg (etwas ausführlicher hier als pdf).

das auf der innenseite abgedruckte gedicht schrieb dr. Anton Alfred Noder (1864–1936), bekannter unter seinem künstlernamen A. De Nora. ein bisschen was über ihn findet sich bei wikipedia sowie auf der seite der stabi berlin.

Donnerstag, 26. Mai 2005

»reclam-kunst«

hochverehrtes publikum,

willkommen im museum für moderne alltagskunst! in unserer heutigen ausstellung präsentieren wir Ihnen einige werke großer, gleichwohl anonymer meister(innen) aus den späten 80er jahren des vergangenen jahrhunderts. gemeinsames merkmal dieser pop-art-exponate ist, wie Sie sicherlich merken werden, die verwendung eines materials, das sich in jener zeit besonders im schulunterricht großer beliebtheit erfreute: sogenannte »reclam-heftchen«, hergestellt von der gleichnamigen stuttgarter firma.

insbesondere die produkte der »gelben periode ohne titelillustration« (1970-1987), die zum teil bis heute im freien handel zu spottpreisen erhältlich sind, haben auf die künstler jener zeit eine ungeheure anziehungskraft ausgeübt. zahllose werke in den variationen »filz-/blei-/buntstift bzw. tinte auf reclam«, seltener »öl auf reclam«, sind in dieser wohl kreativsten phase des späten 20. jahrhunderts, auf die auch das massenhafte aufkommen des »Edding«-textmarkers (erfunden bereits 1960) und des »Tipp-Ex«-korrekturfluids (1965) einen nicht zu unterschätzenden einfluss ausübte, entstanden.

neben der anonymität ihrer urheber (die zum größten teil künstlerisch nicht weiter in erscheinung getreten sind und die, wenn es denn doch einmal gelingt, ihnen die urheberschaft nachzuweisen, sich unverständlicherweise oftmals - ebenso wie ihre sammler - peinlich berührt zeigen!), den billigen produktionsmitteln und den zumeist an der populärkultur orientierten themen und motiven, kann als weiteres gemeinsames merkmal der sog. »reclam-kunst« die taktik ihrer subversiven verbreitung gelten. werke wie die folgenden findet man eher selten in kunstateliers, museen oder bibliotheken, sondern zuallermeist auf sogenannten »flohmärkten«, wo sie zu billigsten preisen (in der regel zwischen 5 ct und 1 euro!!) verkauft, ja man möchte schon sagen: verramscht werden! auch altpapiercontainer und -sammelstellen sowie bücherbörsen caritativer bzw. öffentlicher einrichtungen empfehlen sich hier als anlaufstellen für kunstliebhaber.

nun aber viel freude beim gang durch unsere kleine ausstellung! (für eine größere darstellung klicken Sie bitte die einzelnen bilder an!)


p.s.: 1999 hat sich übrigens bereits das kölner »museum für gedankenloses« der »reclam-kunst« angenommen. eine leider unbebilderte beschreibung jener eindrucksvollen ausstellung mit dem schönen titel »kaba und liebe« finden Sie im »internet archive«. ein ausstellungskatalog ist 2000 bei reclam erschienen, allerdings bestenfalls noch antiquarisch erhältlich.
die chronik des reclam-verlages, (hier als pdf-dokument) liefert folgende, sehr treffende beschreibung:
»[1999:] Die Kölner Galerie ON veranstaltet in ihrem »Museum für Gedankenloses« unter dem Titel »Kaba und Liebe« eine Ausstellung von Reclam-Bändchen, durch Schülerhände verziert, verschmiert, bekritzelt, mit verballhornten Autorennamen und Titeln. Unter der Devise »Schülerlektüre und Alltagskunst« wird die Ausstellung auch 2000 in Hannover und 2001 in Heidelberg gezeigt.
Das mit einer Auswahl der Exponate produzierte Reclam-Bändchen »Kaba und Liebe«, das demonstriert, wie Langeweile oder Aggression zu Kreativität führen können, erfreut sich größter Beliebtheit und ruft ein ungeahntes Presseecho hervor.«

Montag, 18. April 2005

»ach bitte bitte!«

brief eines elfjährigen schülers an Adenauer (1959)
(klick mich groß!)


wer war's? (nee, diesmal nicht der Gerd!)
;o)

(quelle: Daniela Krein (Hg.): Anekdoten um Konrad Adenauer. Bonn: Gilde-Buchhandlung, 1978. - gibt's nur noch antiquarisch, lohnt sich aber nicht.)

Montag, 22. November 2004

»gähn! & prost!«

45 jahre sandmännchen
»Das Sandmännchen wird an diesem Montag 45 Jahre alt. 1959 hatte der Sandmann seinen ersten Auftritt im DDR-Fernsehen [...]
Der Deutsche Fernsehfunk (DFF) im Osten hatte zwar schon seit Oktober 1958 "Abendgrüße" für Kinder gesendet, aber noch ohne Sandmann.
Nun wurde mit Tricktechnik die erste Folge gedreht, nachdem Gerhard Behrendt eine Puppe gestaltet und Wolfgang Richter ein Lied komponiert hatte. Die Puppe begeisterte die kleinen Zuschauer sofort: Weil das Sandmännchen selbst müde war und am Ende der Sendung im Schnee einschlief, boten ihm viele Kinder in Briefen ihre Betten an.
Als der DFF Ende 1991 den Sendebetrieb einstellte, schien auch das Sandmännchen vor seiner Entlassung zu stehen. Doch der massive Widerstand seiner Zuschauer verhinderte die "Abwicklung" des Traumbringers. Nach der Wende gründete sich die "Sandmann Studio Trickfilm GmbH", die nun im "gläsernen Sandmannstudio" in Potsdam- Babelsberg auf dem Filmpark-Gelände Sandmännchenfilme dreht. Entstanden sind bis heute über 400 Sandmännchen-Rahmenhandlungen.«

(quelle: ZDF/dpa)

passend zum thema gibt es hier eine sandmännchen-timeline, allerdings nur mit bezug auf die dff-figur. der ndr klärt diesbezüglich auf:
»Die Idee zu einem Fernseh-Sandmann hatte Anfang 1959 Ilse Obrig vom SFB. Zuvor in den Nachkriegsjahren gab es im Hörfunk beider deutscher Staaten Gute-Nacht-Geschichten und -Lieder, unter anderem die „Gutenachtgruß-Eltern“ vom Norddeutschen Rundfunk. Ilse Obrig entwickelte gemeinsam mit der Puppengestalterin und Autorin Johanna Schüppel eine einfache kleine Handpuppe mit wachen Augen, die in einem romantischen Heidehaus lebte. Die Erkennungsmelodie stammte von Max Specht.
Noch bevor „Sandmännchens Gruß für Kinder“ am 1. Dezember 1959 auf dem Bildschirm erschien, sendete der DFF am 22. November „Unser Sandmännchen“. Die Fernsehmacher in Adlershof hatten von der Entwicklung eines West-Sandmännchens erfahren und produzierten mit aufwendiger Tricktechnik die erste Folge des Ost-Sandmännchens.«

gefochten wurde während des kalten krieges eben in allen bereichen...

Dienstag, 9. November 2004

»wir damals, 1989«

15 jahre mauerfall - artikelserie im SPIEGEL

»was ihr hier und jetzt miterlebt, hat historische bedeutung. davon könnt ihr euren enkeln noch erzählen.« das war der satz, den unser erdkundelehrer zu uns gesagt hat damals, am 10. november 1989, dem tag nach dem mauerfall.
aber was wussten wir horde 13-14jähriger landjugendlicher damals schon!

mehr zur erlebten geschichte heute in der süddeutschen, im spiegel und in ganz ganz vielen anderen medien.

Samstag, 6. November 2004

»... schon viel zu lange hier«

»semesterbeginn. soziale kontakte werden geknüpft.

"und seit wann studierst du jetzt hier?"
"1997."
"oh. da war ich 13."

(für nächstes jahr merken: kommunikation mit erstsemestrigen studentinnen unbedingt auf smalltalk beschränken. alternativ die graue strähne besser rauskämmen, auf vorrechtzeitiges mitgefühl hoffen.)«

das kenn ich - oohja... ;o)

»mit feingeschliffner rede hab ich nichts im sinn...«

was macht man wohl als erstes, wenn man sich ein historisches, gar etymologisches wörterbuch angeschafft hat? klar, man schaut nach, ob auch alle schimpf- und schandwörter vorhanden sind, die man so kennt!
gerne würde ich von mir behaupten, dieser schwäche nicht erlegen zu sein, aber dann streifte mein blick beim durchblättern eines solchen werkes natürlich rein zufällig folgenden eintrag:

Fickmühl, f. [...] An seiner Aeltern Hause, diesem Mädchen etc. eine gute Fickmühle haben.

(quelle: westerwäldisches idiotikon, oder sammlung der auf dem westerwalde gebräuchlichen idiotismen, mit etymologischen anmerkungen und der vergleichung anderer alten und neuen germanischen dialekte von Karl Christian Ludwig Schmidt, gräflich-leiningisch-westerburgischem pfarrer und consistorialis. hadamar und herborn, in der neuen gelehrten-buchhandlung, 1800. [reprint: landesmuseum koblenz, 1982.])

aber ich sach da gar nix zu! nee, geh fott!

p.s.: für alle, die es noch nicht wussten: ja, ich bin aus'm westerwald! (mp3, 2,73 MB) und komm mir keiner mit blöden sprüchen! ;o)

Freitag, 5. November 2004

»kampf dem unbesonnenen lenken des automobils«

Die erste deutsche Fahrschule in Aschaffenburg vor dem Schloss Johannisburg (1904)
»Nur mit ein paar Tipps des Verkäufers ausgestattet und ohne eine einzige Fahrstunde wurden die ersten Autofahrer einst auf Wege und Straßen losgelassen. Weil das nicht lange gut ging, entschied sich der Architekt Rudolf Kempf dem zunehmend "unbesonnenen Lenken der Automobile" Einhalt zu gebieten und ersann die "historisch" zu nennende Unternehmensgründung einer Fahrschule.«
vor 100 jahren wurde in aschaffenburg die »erste deutsche autolenkerschule« eröffnet, berichtet das ZDF.

»die bären sind los«

bear family records logo
»Weltweit die bekannteste Plattenfirma für Wiederveröffentlichungen, wenn es um Country Music und Rock'n'Roll der fünfziger Jahre, Schlager, Beat, internationale Oldies, Chansons, Jazz, Kabarett & Kultur geht.«
mal was nettes zum zwischendurchrumstöbern - nicht nur für nostalgiker...

Donnerstag, 4. November 2004

»everybody must get stoned«

»Am 11. April 1961 stand er zum ersten Mal auf einer großen Bühne: Der Neunzehnjährige spielte als Begleitmusiker der Blues-Legende John Lee Hooker im New Yorker „Gerde’s Folk City“. Plötzlich war er da, im Big Apple, das Milchgesicht aus Minnesota. Und schon ein halbes Jahr später unterschrieb er seinen ersten Plattenvertrag. Das Album erschien 1962, und mit ihm begann die Zeit der internationalen musikalischen Proteste.
Dann kam ein Moment, der vielen als Verrat erschien. Auf dem Newport Folk Festival 1965 schloss er seine Gitarre an einen Verstärker an und gab damit das Signal zum Übergang vom Folksong zum Rock, dem ein ganzes Heer von Musikern folgte. Die Zeit der Drogen, Flower Power und Hippies begann. Er heiratete, hatte einen Motorradunfall, der ihn fast das Leben kostete, ihm aber auch eine Zeit der Besinnung verschaffte. Und einen musikalischen Neubeginn.
Das ist der Hintergrund eines Lebens in den sechziger Jahren, wie man es sich bewegter kaum vorstellen kann. Dieser Protagonist der internationalen Rockszene und Identifikationsfigur ganzer Generationen hat nie viel über sich erzählt. Jetzt tut er es.«

und wir stehen & lauschen gebannt, ganz wie auf seinen konzerten...

(Text legendengerecht bearbeitet, Quelle: buecher.de)

p.s.: s.a. bzw. z.B. hier und hier.

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