Dienstag, 28. Februar 2006

»und wer hat die schon wieder gefragt?«

»Die Leipziger Schriftstellerin Juli Zeh ("Adler und Engel", "Stille ist ein Geräusch") hat sich für die verbindliche Annahme der von der Kultusministerkonferenz vorgeschlagenen Korrekturen der Rechtschreibreform ausgesprochen. Sie forderte, endlich die Diskussion über die Reform zu beenden. "Ich fände es am besten, wenn man das jetzt vorliegende Regelwerk akzeptieren und sich beruhigen würde", sagte die 31jährige Erfolgsautorin. In wenigen Jahren würden sich alle an die neue Rechtschreibung gewöhnt haben und diese als völlig normal empfinden.

Die Aufregung um die Rechtschreibreform bezeichnete Zeh als "Sturm im Wasserglas". Die Sprache sei ein lebendiges Wesen, das ohnehin mache, was es wolle. Generell habe sie den Großteil der ursprünglichen Rechtschreibreform wie die Eindeutschung von Fremdwörtern oder die "Beliebigkeit" bei der Zeichensetzung abgelehnt. [...]

Juli Zeh hat sich selbst nach eigener Aussage einen individuellen Schreibstil angeeignet, in dem eine "gepflegte Anarchie" herrsche. "Ich habe mir aus allen Regelvorschlägen das herausgesucht, was mir am besten gefiel, und verwende jetzt eine Mischung aus alter, neuer und selbst erfundener Rechtschreibung."«

liebe Juli Zeh, auch für Sie gilt der schöne spruch: wenn man keine ahnung hat: einfach mal die fresse halten!

mann mann mann, diese stille ist wirklich ein geräusch...

(quelle: dpa; zitiert nach Berliner Morgenpost)

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vasili - 3. Mär, 09:20

hmmm...

warum eigentlich so gereizt? ganz abwegig ist der vorschlag doch nicht. aber ich entnehme ihrem kommentar, dass sie absolut kein freund der reform sind... richtig? ;-)

abundant - 3. Mär, 10:21

nein, darum geht's mir gar nicht

ich verstehe nur nicht, dass eine solche aussage wie die der Frau Zeh überhaupt für erwähnenswert gehalten wird. warum? weil sie einerseits fordert, »das jetzt vorliegende Regelwerk [zu] akzeptieren und sich [zu] beruhigen«, noch dazu mit der seit jahren (nicht nur) von schriftstellern aller provenienz vorgebrachten begründung, dass »die Sprache ein lebendiges Wesen [sei], das ohnehin mache, was es wolle« (möööp! allgemeinplatz!), andererseits aber für sich beansprucht, »einen individuellen Schreibstil« zu pflegen.

das allein wäre ja nicht schlimm bzw. sei ihr unbenommen. aber der satz: »Ich habe mir aus allen Regelvorschlägen das herausgesucht, was mir am besten gefiel, und verwende jetzt eine Mischung aus alter, neuer und selbst erfundener Rechtschreibung« (was übrigens durchaus auch auf mich selbst zutrifft), klingt in diesem kontext geradezu anmaßend, sagt er doch aus, dass für Juli Zeh offenbar andere regeln gelten als für den rest der sprachgemeinschaft: du, volk, sollst jetzt endlich ruhe geben und das akzeptieren, was sie dir vorsetzen - aber ich, die schriftstellerin Juli Zeh, werde natürlich weiterhin nach eigenem gutdünken schreiben. kurz gefasst also, wie Johnny das vor einiger zeit mal in anderem kontext so schön auf den punkt gebracht hat: ihr, nicht ich

meines erachtens nutzt Juli Zeh das thema lediglich als willkommene gelegenheit, sich selbst mal wieder im licht der öffentlichkeit zu sonnen. zur debatte um die rechtschreibreform selbst hat sie (durchaus im doppelten sinne) nichts zu sagen.

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