Montag, 1. November 2004

»yo!«

Gott schütze das ehrbare Handwerk

(Anzeige, gesehen im aktuellen SPIEGEL)

p.s.: dass bestatter durchaus humor haben, zeigt übrigens auch die oben verlinkte homepage, auf der das programm »funeral office« mittels dieses screenshots beworben wird:
http://www.bestatter.de/bdb2/images/shop/screenshot_software.gif
(tipp: augen scharf stellen, um die schrift zu entziffern!)

»Wahlkampfblogging«

»washingtonpost.com's Best Blogs - Politics & Elections 2004 Readers' Choice Awards invites readers to nominate and vote for their favorite politics and elections blogs [...] in each of 10 categories including Best Democratic Party Coverage, Best Republican Party Coverage, Best Inside the Beltway, Best Outside the Beltway, Most Original and Most Likely to Last Beyond Election Day.«
and the winners are...

»Pumpkins for Kerry«

Pumpkins for Kerry

(gefunden im Official Kerry-Edwards Blog)

und jetzt stelle man sich das mal in »good old germany« vor:
  • »Kartoffeln für Merkel!«
oder gar:
  • »Kohl für Schröder!«
:o))

auch hübsch übrigens: dies hier.

»US-Wahlblog 2004«

»Dies ist das gemeinsame Weblog zur amerikanischen Präsidentschaftswahl von ZDFonline und DW-WORLD.DE, dem Online-Angebot der Deutschen Welle. Unser Blog-Korrespondent in Washington D.C. ist Wolfgang Harrer
wo? --> hier!
(via ojour.de)

»Was Buchhändler wirklich meinen...«

... wenn sie sagen:
  • "Der Großhändler hat Lieferschwierigkeiten." (Wir haben vergessen, das Buch zu bestellen.)
  • "Diese Kleinverlage arbeiten einfach nicht zuverlässig." (siehe oben, die Bestellung wurde erst nach Tagen unter einer Tastatur entdeckt)
  • "Ihre Bestellung wird gerade reklamiert." (Wir finden den Bestellzettel nicht.)
  • "Ein wunderbares Buch, sehr unterhaltsam." (Ich würde lieber am K2 in einem Schneesturm festsitzen, als Gabi Hauptmann zu lesen.)
  • "Das ist im Moment sehr gefragt." (Der einzige, der keine Lust hat, es zu lesen, bin ich.)
  • "Zwei Wochen Antalya all inclusive? Da empfehle ich Ihnen den Baedeker Türkische Südküste." (Obwohl auch die Bildunterschriften im TUI-Katalog genügen würden.)


dies und mehr im Packraum... ;o)
(via netbib)

»NPDVU auf dem Vormarsch«

»Auf einer Pressekonferenz in einem stickigen Nebenraum der Tagungs-Turnhalle stellten Frey und Voigt nach dem Ende des Parteitags, die neu gewonnene Einigkeit der früher zerstrittenen Parteien zur Schau. Die Szenerie war durchaus denkwürdig, schließlich gilt Frey als medienscheu und überdies bisher als erklärter Widersacher Voigts. Im Angesicht der Chancen auf politische Posten aber kamen sich die beiden in den letzten Wochen näher, auch wenn die Allianz immer ein Zweckbündnis bleiben wird.«
beunruhigend genug...

(via PlasticThinking)

nachtrag: »über Tadeusz Borowski«

mag sein, der vorige eintrag bedarf der ergänzung:

Tadeusz Borowski wurde am 12. november 1922 in schitomir (ukraine) geboren und kam mit seiner familie 1933 nach polen. er betätigte sich als bauarbeiter, holte 1940 sein abitur nach und studierte an der untergrund-universität warschau literaturwissenschaft, bevor er 1943 als widerstandskämpfer inhaftiert und nach auschwitz verschleppt wurde. dort arbeitete er unter anderem im sogenannten "kanada-kommando", das die aufgabe hatte, die besitztümer der zur vergasung selektierten zu sortieren, sowie im häftlingskrankenbau. seine befreiung erlebte Borowski, nach verlegung in mehrere andere kzs, schließlich durch den einmarsch der amerikanischen truppen am 29.04.1945 in dachau. nach einjährigem aufenthalt in münchen kehrte er 1946 nach polen zurück. seine erlebnisse und erfahrungen verarbeitete er literarisch in einer reihe von kurzgeschichten, die zunächst in zeitschriften und schließlich 1947 und 1948 in zwei erzählbänden erschienen. am 1. juli 1951 nahm sich Tadeusz Borowski in warschau das leben. [biographische daten nach folgenden quellen: wikipedia (leider nicht ganz zuverlässig), NZZ sowie das nachwort von Andrzej Wirth zu T.B., »Bei uns in Auschwitz«]

Borowskis werk gehört zu den eindrücklichsten und in seinem scheinbar zynischem duktus erschreckendsten zeugnissen der sogenannten holocaustliteratur. in einem beitrag des ORF (radio österreich 1) heißt es dazu treffend:
»Nur wenige schilderten die Tragödie der "verlorenen Generation" von Besatzung und Krieg so eindringlich und unsentimental wie Tadeusz Borowski. Seine Erfahrungen als Häftling in Auschwitz beschrieb er in scheinbar zynischen Untertönen, oft aus der Perspektive der Lager-Kapos, die sowohl Opfer als auch Täter waren, eine Welt, in der die alten Werte zusammenbrechen und jeder nur noch das eigene Überleben zu sichern sucht.«
Borowski selbst äußerte sich über seinen literarischen ansatz wie folgt:
»Stimmt, ich könnte auch lügen, mich der uralten Mittel bedienen, die der Literatur gegeben sind, wenn sie sich den Anschein geben will, die Wahrheit zu sagen; aber dazu fehlt mir die Phantasie.«
weitere ausschnitte aus Borowskis erzählungen finden sich z.b. hier.

p.s.: warum dieses posting? nun, z.b. um "argumentationen" dieser art, die auf das unwissen und die sensationslüsternheit ihrer leser spekulieren, etwas wirkungsvolles entgegen zu setzen. kein raum den rechten tatsachenverdrehern!
und wer tatsächlich überrascht ist von der tatsache der von Borowski erwähnten bordelle oder arrestzellen für "zivile" in auschwitz, muss sich leider den vorwurf gefallen lassen, sich aus faulheit oder desinteresse bislang nicht informiert zu haben - denn quellen dafür gibt es seit 1945 massenhaft! dass diese und ähnliche tatsachen eben nicht im widerspruch zur vernichtungsmaschinerie der nationalsozialistischen lager stehen, sondern im gegenteil wohlkalkulierter bestandteil des systems waren, auch davon handeln die berichte Borowskis und anderer überlebender (etwa Primo Levi, Imre Kertèsz, Jorge Semprun, Eugen Kogon, Nico Rost oder Paul Steinberg). man muss sie nur lesen wollen!

»... daß wir uns zur Verteidigung der Toten erheben müssen.«

Heute ist Sonntag. Vor dem Mittagessen waren wir spazieren, sahen uns von oben den Versuchsblock mit den Frauen an (sie steckten die Köpfe durch die Gitter, genau wie die Kaninchen meines Vaters, das weißt Du doch noch, grau waren sie, mit einem heruntergeklappten Ohr), danach haben wir uns den SK- [Strafkompanie-; d. Bearb.] Block angesehen (unten im Hof ist die schwarze Mauer, vor der früher mal die Menschen erschossen wurden, heute machen sie es leiser und diskreter – im Krematorium). Wir erblickten ein paar Zivilisten: zwei verängstigte Frauen in Pelzmänteln und einen Mann mit zerknittertem übernächtigten Gesicht. Ein SS-Mann begleitete sie – hab keine Angst –, sie wurden nur in die hiesige Arrestzelle gebracht, vorübergehend, es ist im SK-Block. Die Frauen betrachteten erstaunt die Menschen in den gestreiften Anzügen und die eindrucksvollen Lagereinrichtungen: die hohen Häuser, den doppelten Stacheldraht, die Mauer hinter den Drähten, die soliden Wachttürme. Wenn sie wüßten, daß die Mauer zwei Meter tief in die Erde reicht – so sagt man wenigstens –, damit sie nicht untergraben werden kann! Wir lächelten ihnen zu, weil es doch eine Komödie ist: Ein paar Wochen brummen sie, und dann sind sie frei. Es sei denn, man könnte ihnen wirklich nachweisen, daß sie Schwarzhandel getrieben haben. Dann allerdings wandern sie ins Krematorium. Diese Zivilisten sind komische Leute. Sie reagieren beim Anblick des Lagers wie die Wildschweine beim Anblick einer Feuerwaffe. Sie verstehen nichts vom Mechanismus unseres Lebens und wittern dahinter etwas Unwahrscheinliches, etwas Mystisches, etwas, was über menschliche Kräfte geht. Weißt Du noch, wie Du Dich überrascht hingesetzt hast, als man Dich verhaftete? Du hast es mir selbst geschrieben. Ich habe damals bei Maria den ›Steppenwolf‹ gelesen (die hatte auch alle möglichen Bücher), aber ich weiß nicht mehr genau, wie es alles war.

Heute sind wir mit dem Unwahrscheinlichen, dem Mystischen, auf du und du. Das Krematorium gehört zu unserem täglichen Brot, es gibt Tausende Fälle von Phlegmonen und Tuberkulose, wir wissen, was Wind und Regen ist, Sonne und Brot und Rübensuppe und Arbeit, wir wissen, wie man es macht, daß man nicht erwischt wird, wir kennen Unfreiheit und Obrigkeit, weil wir – sozusagen – gut Freund mit der Bestie sind, und daher sehen wir die von draußen ein bißchen herablassend an, wie ein Gelehrter einen Laien, wie ein Geweihter den Profanen.

Versuche einmal, den täglichen Geschehnissen ihre Alltäglichkeit zu nehmen, denke Dir die Ungläubigkeit weg und den Ekel und die Verachtung, und dann finde für das Ganze eine philosophische Formel. Für Gas und Gold, für Appelle und den Puff, für die Zivilisten und die alten Nummern.

Hätte ich Dir gesagt, damals, als wir beide in meiner kleinen Kammer tanzten, unter der orangefarbenen Lampe, nimm eine Million Menschen, nimm zwei Millionen Menschen oder drei Millionen und töte sie, aber so, daß niemand etwas davon erfährt, selbst die Getöteten nicht, nimm einige hunderttausend Menschen gefangen, brich ihr Solidaritätsgefühl, hetze einen Menschen auf den anderen Menschen und... Du hättest mich glatt für verrückt erklärt und wahrscheinlich sogar aufgehört, mit mir zu tanzen. Ich hätte es natürlich niemals gesagt, auch dann nicht, wenn ich damals schon ein Lager gekannt hätte, denn damit hätte ich die Stimmung verdorben.

Und hier, schau: zuerst eine gewöhnliche Scheune, weiß gestrichen und – darin werden Menschen vergast. Dann vier größere Gebäude – zwanzigtausend, wie ein Kinderspiel. Ohne Zauber, ohne Giftmischerei, ohne Hypnose. Ein paar Kerle, die den Verkehr regeln, damit es keine Stauungen gibt, und die Menschen fließen dahin wie Wasser aus dem aufgedrehten Wasserhahn. Das alles geschieht unter ein paar blutarmen Bäumchen eines schütteren, verqualmten Waldes. Gewöhnlich bringen schwere Lastwagen die Menschen heran, kehren um wie auf einem Fließband und bringen neue. Ohne Zauber, ohne Giftmischerei, ohne Hypnose.

Wie kommt es, daß keiner aufschreit, niemand einem ins Gesicht spuckt, niemand sich auflehnt ? Wir ziehen unsere Mützen vor den SS-Männern, wenn sie fertiggezählt haben und aus dem Wald zurückkommen, wir gehen mit ihnen in den Tod und – nichts! Wir hungern, wir stehen im Regen, man nimmt uns unser Liebstes. Siehst Du, das ist die Mystik. Das ist die sonderbare Macht eines Menschen über einen anderen. Die wilde Überrumpelung, die keiner brechen kann. Und die einzige Waffe, die wir haben, ist unsere Zahl – wir sind zu viele, die Kammern fassen uns nicht.

Oder noch anders: einen Spatenstiel in die Gurgel, und hundert Menschen pro Tag. Oder Suppe aus Brennesseln, Brot mit Margarine, danach ein junger SS-Mann mit einem zerknitterten Papierchen in der Pranke, eine Nummer, in den Arm tätowiert, und dann ein Laster, einer von denen... […]

… ich weiß, daß Deine Freundinnen, die mit Dir zusammen auf der Pritsche liegen, sich über meine Worte wundern werden. »Du hast doch gesagt, Dein Tadek sei ein gemütlicher, heiterer Bursche. Und da schau mal, was er für düstere Sachen sagt.« Bestimmt sind sie mir böse. Aber man kann doch reden über das, was um uns herum geschieht. Wir sind es doch nicht, die das Böse leichtfertig und unverantwortlich heraufbeschwören, wir stecken doch mittendrin...

[…]

Sieh Dir das alles an, und verliere nicht den Mut, wenn es Dir schlecht geht.

Denn es könnte ja sein, daß wir einmal darüber berichten müssen, daß wir einmal den Lebenden Rechenschaft abgeben müssen und daß wir uns zur Verteidigung der Toten erheben müssen.

Früher einmal marschierten wir im Kommando ins Lager zurück. Und ein Orchester spielte dazu schmissige Märsche. Dann kamen DAW [Deutsche Ausrüstungswerke, ein SS-Wirtschaftsbetrieb; d. Bearb.] und andere Kommandos und warteten vor dem Tor; zehntausend Männer. Gerade in dem Augenblick rollten Lastwagen vom Frauen-KZ herüber und brachten nackte Frauen. Die Frauen rangen die Hände und riefen:

»Helft uns! Rettet uns! Wir werden vergast! Hilfe!«

Und sie fuhren an uns vorüber – an zehntausend schweigenden Männern. Kein Mensch rührte sich, keine Hand hob sich. Weil die Lebenden immer recht haben und die Toten nie.

[ Tadeusz Borowski: Bei uns in Auschwitz…, aus dem gleichnamigen erzählband. münchen, zürich: piper, 1982. s. 148-151, s. 154. ]

Allerheiligen - zeit, unserer toten zu gedenken...

»true comics«

There Is No Master Race - True Comics No 39

aus der heftserie »true comics«:
»TRUE COMICS was begun in 1941 to "counteract the wild, rowdy superhero comics," according to comics historian Ron Goulart [...]. The editors were David Marke, a historian, and later Elliot Caplin, a prolific comics writer. True Comics, it could be said, sparked a small genre of non-fiction newsstand comics. REAL HEROES, from the same publisher, lasted 21 issues (1941-1946), and other publishers produced similar titles: Real Life Comics (1941-1952), and Real Fact Comics (1946-1949), for example. True Comics was the most successful, lasting until 1950 and producing 84 issues.«
ein beispiel von vielen aus den vorbildlich eingerichteten »digital collections« der Michigan State University Libraries.

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