Dienstag, 24. Mai 2005

»mit dem SPIEGEL um die welt«

SPIEGEL Travel Log

mit einem - übrigens recht amüsanten - beitrag von Henryk M. Broder (von dem hier ja schon einmal die rede gewesen ist) eröffnet der SPIEGEL heute eine serie von reiseberichten:
»Skurriles, Erstaunliches, Berührendes, Alltägliches - auf ihren Reisen quer durch die Welt haben SPIEGEL- und SPIEGEL-ONLINE-Autoren viel erlebt. In loser Folge werden sie in der Reihe Travel Log berichten.«
»weblog« kann man das wohl - vor allem auch im vergleich zu den kollegen von Handelsblatt, Zeit und Weltwoche, die da schon um einiges weiter sind - (noch) nicht nennen, aber immerhin: der SPIEGEL scheint allmählich die medialen zeichen der zeit zu erkennen. staunt da etwa wer? ;o)

Donnerstag, 19. Mai 2005

»und was würdest du tun?«

Maßnahmen gegen die Gewalt

Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen - die Gewalt.
»Was sagtest du?« fragte ihn die Gewalt. »Ich sprach mich für die Gewalt aus«, antwortete Herr Keuner.
Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete: »Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muß länger leben als die Gewalt.«
Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem stand, daß ihm gehören solle jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte; ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe.
Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: »Wirst du mir dienen?«
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen. Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent. Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände, atmete auf und antwortete: »Nein.«

(quelle: Bertolt Brecht: Geschichten vom Herrn Keuner. frankfurt a.m.: suhrkamp, 1971.)

je älter ich werde, desto besser verstehe ich ihn
desto mehr graut es mir vor mir selbst

Montag, 16. Mai 2005

»dolchstoßlegende remade by SPIEGEL«

titelbild mit werbeblende des SPIEGEL nr. 20/2005

und erzähl mir keiner, dass das zufall sei!

»stöcklein, stöcklein, du musst wandern...«

got it! danke, herr blue! :o)
nu, dann wolln wir mal...

1. You’re stuck inside Fahrenheit 451, which book do you want to be?
Faust wäre nicht übel, weil einfach zu lernen, passt aber nicht sonderlich gut zu mir (auch wenn ich mir das gelegentlich gerne einbilde). nein, ich denke, ich entscheide mich für die Hamletmaschine von Heiner Müller, ein stück, das trotz seines schmalen umfangs (knapp 10 seiten) genug denkstoff für ein (insel-)leben bietet, das sich ohnehin infolge permanenten rezitierens und verinnerlichens dieses stoffes radikal verkürzen dürfte...
warum dieses »buch«? weil es zu den wenigen, sehr wenigen werken zählt, die mein denken (wie man so gerne sagt:) nachhaltig erschüttert und mir außerdem den impuls dazu gegeben haben, ein literaturwissenschaftliches studium aufzunehmen.
sollten die bibliophilen waldläufer etwas gegen diese wahl einzuwenden haben, würde ich mich auch mit einem Brecht-gedichtekompendium zufrieden geben oder vielleicht auf Thomas Theodor Heine, Ich warte auf Wunder, umsatteln.

2. Have you ever had a crush on a fictional character?
wer hat sich eigentlich mit zarten 16, 17, 18 jahren nicht spontan identifiziert mit gestalten wie Holden Caulfield oder Harry Haller? aber später? ich fürchte, darüber müsste ich wohl etwas länger meditieren...

3. The last book you bought 4. The last book you read
zum wiederholten male die drei »Bild«-bücher von Günter Wallraff. dazu »Der Klassenaufsatz« und »Alkestis«, zwei hörspiele von Erwin Wickert.

5. What are you currently reading?
da zeit kostbar und meine interessen sowie die gelegenheiten vielfältig sind, lese ich meistens mehrere bücher parallel zueinander. sachbücher und gedichtbände müssen es sich allerdings gefallen lassen, dass sie dabei eher wie nachschlagewerke behandelt, also mittels kreuz- und querlesen erschlossen werden. is so. ;o)

aktuell auf meinem nacht- bzw. schreibtischchen: 6. Five books you would take to a deserted island
meine erfahrung (nicht mit einsamen inseln, sondern mit ganz gewöhnlichen urlaubsreisen) lehrt mich, dass ich prinzipiell bei sowas immer die falsche entscheidung treffe. sei's drum. wenn ich mich stante pede entscheiden müsste, fiele meine wahl wohl wie folgt aus:
  • James Joyce, Ulysses - den hab ich zwar (in der klassischen Wollschläger-übersetzung) schon mal quergelesen, aber eher pflichtschuldig als aus echtem eigenen interesse. (deshalb könnte hier auch genauso gut Musils Mann ohne Eigenschaften, Cervantes' Don Quichote, Grimmelshausens Simplicissimus, Goethes Wilhelm Meister oder auch Thomas Manns Doktor Faustus stehen.)
  • William Shakespeare, Sämtliche Werke in einem Band (Heidelberger ausgabe der Schlegel/Tieck'schen übersetzung)
  • - genug spannender lesestoff für jahre und geeigneter grundstock für ein eigenes inseltheater mit sich selbst als einzigem regisseur, darsteller und zuschauer... ;o)
  • Die Bibel - oder noch besser: eine der 48 erhaltenen Gutenberg-bibeln, um zumindest eine kleine sicherheit dafür zu haben, irgendwann wieder von der insel abgeholt zu werden.
und dann noch die bereits erwähnten:
  • Bertolt Brecht, Die Gedichte in einem Band - im gegensatz zu seinen theaterstücken kann man sich an Brechts lyrik nämlich kaum sattlesen.
  • Nicolas Born, Gedichte - ein großer, wahrer, schöner! ein born steter freude, ja-ha, und ein echter lesegenuss noch dazu!
jetzt aber weiter! ich sage: der ring geht nach das stöcklein möge wandern zum lieben R. und, falls sie dies lesen sollte, zur Jurastudentin nach Kalifornien.
und hepp! :o)

p.s.: bisherige stöckchenwerfer und -apporteure findet man übrigens hier.

Sonntag, 15. Mai 2005

»meine 2 cent zu den deutschlandpolitischen debatten der letzten wochen«

... sind gar nicht meine, sondern entliehen von Katja Lange-Müller:
»Denn so ist das Leben in Deutschland geworden:
Die einen haben Katzen,
die anderen nichts
und Ekel Konjunktur.«

dem habe ich nichts hinzuzufügen, schon gar nicht nach dem hier (und wiederum der debatte, die sich daran angeschlossen hat) - außer natürlich: mach klick, alder!

(zitat aus: Katja Lange-Müller: Kasper Mauser - Die Feigheit vorm Freund. erzählung. köln: Kiepenheuer & Witsch, 1988.)

p.s.: hm, auch wenns bild fehlt, so ists doch eigentlich
cat content is premium content
:o)

Sonntag, 8. Mai 2005

heute ist muttertag

pilgerstatue unserer lieben frau von fatima
»Schauen Sie auf diesen mütterlichen Blick, und las­sen Sie ihn auf sich ruhen...

Dieser Blick kennt Sie schon... Er versteht Sie. Er ist voller Barmherzigkeit, Liebe und vor allem Vertrauen. Er hat eine Lösung für jedes Problem, eine Hilfe in jedem Anliegen, eine Hoffnung für jede Sorge.

Es ist der Blick Mariens, die Mutter Gottes und unsere Mutter, deren Antlitz so schön auf diesem Bild darge­stellt ist.«

dieses bild wurde ihnen präsentiert von der (natürlich sehr redlichen) »Aktion Deutschland braucht Mariens Hilfe«. muttertagstauglich ist, wen bei diesem anblick nicht innerhalb von zwei minuten eine große müdigkeit überfällt... ;o)

abundant

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herr abundant @ twitter

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