geist & zeit

Dienstag, 7. Dezember 2004

»eltern müssen sprachvorbild sein«

Die Marburger LogopädiePhoniatrie-Professorin Roswitha Berger hat »anhand einer Studie in hessischen Kindergärten herausgefunden, dass die mangelhafte Sprachentwicklung von Vierjährigen die Kinder in ihrer Entwicklung noch zu Schulzeiten stark behindert«:
»Berger: 20 Prozent der untersuchten Kinder konnten nicht verstehen was gemeint war, wenn die Erzieherin sagte, "hol das und leg es dorthin". Das ist ein gravierend schlechtes Ergebnis. Und das zu einem Zeitpunkt, wenn die Spracherziehung schon abgeschlossen sein sollte, eben mit viereinhalb Jahren. Erschreckend ist, dass die Sprachstörungen meistens alle Ebenen betreffen. Vor allem haben wir Schwierigkeiten beim Umsetzen festgestellt. Oft können Kinder Aufgaben nicht so verstehen, dass sie auch in der Lage sind, sie umzusetzen. Das muss uns sehr nachdenklich machen.

heute.de: Wo sehen Sie die Ursachen für die Defizite bei den Kindergartenkindern?

Berger: Aus meiner täglichen Arbeit weiß ich, dass die Ursachen vielseitig sind. Natürlich gibt es auch organische Ursachen für Sprachstörungen. Zum Großeil wird aber zuwenig mit den Kindern gesprochen oder es wird zwar mit den Kleinen geredet, aber nicht kindgemäß. Oder es liegt sogar eine Überbehütung vor, das bedeutet, dass man mit den Kindern nur babymäßig spricht. Eltern müssen ein Sprachvorbild für die Kinder sein. Man kann eine Sprache nur richtig erwerben, wenn man ein Sprachvorbild hat, das über gute Sprachkompetenz verfügt. Wenn zu Hause nicht in ganzen Sätzen, sondern nur in Stakkato-Befehlen geredet wird, also 'geh mal, mach mal, hol mal', dann ist das für ein Kind außerordentlich beeinträchtigend. [...]

das ganze interview hier - sehr lesenswert!

Donnerstag, 2. Dezember 2004

»handys auf den kompost!«

Dr Kerry Kirwan with a biodegradable mobile phone case that can be used as compost.
»Britische Forscher haben ein kompostierbares Handy entwickelt. Einmal unter der Erde, lässt es sogar Sonnenblumen erstehen, da die Hülle Blumensamen enthält.

"Guck mal, wie schön mein Handy blüht", könne so ein Ausruf der Zukunft werden, spekulierten britische Medien am Mittwoch. In Europa würden jedes Jahr Millionen von Handys weggeworfen, "und wir haben uns mal die Plastikschalen und Displays angesehen und geguckt, wie wir die Auswirkungen auf die Umwelt minimieren können", sagte Kerry Kirwan, Leiter des Forschungsteams von der Universität Warwick. "Eine der Möglichkeiten ist, den Verbraucher dazu zu bekommen, dass er sein Handy in die Erde oder in einen Blumentopf pflanzt, um eine Blume wachsen zu lassen."

Das kompostierbare Handy bestehe aus dem biologisch gut abbaubaren Kunststoff und zerfalle in der Erde schon nach wenigen Wochen. Die Blumensamen würden dann automatisch freigesetzt. "Lasst tausend Handys blühen", appellierte die Zeitung "The Guardian" an ihre Leser.«

(quelle: ZDF/dpa - originalartikel aus dem »Guardian« hier)

Montag, 29. November 2004

»neues aus der chefetage der unterwelt«

Santa Muerte

kein scherz: in der FAZ berichtet Dominik Finkelde heute über »die unheimliche schutzpatronin der ärmsten von mexiko-stadt« - die »santa muerte« (»heilige todin«, wie man auf deutsch wohl sagen müsste):
»In Lebensgröße steht die Ikone der Santa Muerte hinter der großen Fensterscheibe. Sie trägt ein weißes Brautkleid, das vom Kopf bis zu den Füßen reicht. Eine knöcherne Hand streckt sich dem Besucher entgegen, und dichtes Haar umhüllt den Totenschädel, der unter dem Brautschleier herausragt wie eine Fratze. Der Brauch schreibt vor, den Rauch einer Zigarette der Heiligen direkt ins Gesicht zu blasen und die angesteckte Zigarette in Aschenbechern vor dem Schrein wie Aromastäbchen verglimmen zu lassen.«
(via perlentaucher)

der artikel ist online leider nur gegen geld zu lesen, berichte über den (gar nicht so) neuen heiligenkult gibt es allerdings auch anderswo. so erzählt Stefan Rocker in einem beitrag des ARD-weltspiegels:
»In der Straße versammeln sich deren Verehrer: Dubiose Gestalten, die eine Figur anbeten, die sie die „heilige Frau Tod“ nennen, ihre Braut, Jungfrau – oder einfach auch nur die „Dünne“: Ein Skelett, eine Sensefrau; mal mit buntem, mal mit weißem Kostüm bekleidet.

Ihr Altar in einer beliebten Ecke in Tepito wird liebevoll gepflegt und viel besucht – von Anhängern und selbsternannten Priestern eines obskuren magischen Kultes, der in Mexiko immer mehr um sich greift. Die Santa Muerte gilt als Schutzgöttin der Diebe, Autoknacker, der Prostituierten und Drogenhändler – kurz der Unterwelt. „Was wir von ihr erbitten ist einfach“ – erzählt Hugo. „Dass sie uns nicht schnappen, dass sie uns nicht umbringen, dass wir nicht im Gefängnis landen“ [...]

Dass die Santa Muerte auch Schutzpatronin der Gesetzeshüter ist, hänge mit der Nacht zusammen, mit der Dunkelheit, über die sie herrsche. Sie beschütze vor den Gefahren der Nacht. Alvaro Suarez, Commandante, sagt: “Ob Polizist oder Verbrecher. Als Mexikaner sind wir eben gläubig. Und die Santa Muerte gibt Schutz. Natürlich suchen die Kriminellen auch Schutz. Dass sie die gleiche Patronin verehren wie wir, hängt aber eher mit ihrer Unbildung zusammen. Sie sind einfach Unterwelt, die sich durch das Leben schlägt.”«

tja, wie schon gesagt: tod - siehe: leben! ;o)

Sonntag, 28. November 2004

»memento vitae«

tod - siehe: leben

der kürzeste und zugleich prägnanteste lexikoneintrag, den ich je gesehen habe.

(quelle: Gerhard J. Bellinger: knaurs lexikon der mythologie. münchen 1999. (leider vergriffen!))

»dresdner terrorstollen«

wir deutschen lieben es ja, uns wahlweise vor unseren amerikanischen freunden zu fürchten oder über sie zu lächeln bzw. weise den kopf zu schütteln. siehe präsidentenwahl. siehe die scheinbar absurde gesetzgebung mancher bundesstaaten und kommunen vor allem in sexuellen angelegenheiten. oder aber das hier:
»Die Angst vor dem Dresdner Stollen
Jetzt steht der Dresdner Christstollen unter Terrorverdacht. Er ist in den USA beliebt. Aber in Zeiten des Terrors kommt er nicht mehr so leicht ins Land.«

ein beitrag des ZDF-»heute journals« vom 25.11.04, den man sich hier anschauen kann...

Freitag, 26. November 2004

»aufpassen, dass man nicht drauftritt«

»SPIEGEL ONLINE: Herr Bade, wie beurteilen Sie die neue Debatte um Islam, Zuwanderung und Integration?

Bade: Das Niveau dieser Debatte ist auf Fußhöhe - man muss aufpassen, dass man nicht drauftritt. Sie besteht zudem aus intellektuellen Ersatzleistungen, statt sich pragmatisch um die Kernaufgabe zu kümmern: Wir müssen lernen, mit kulturellen Unterschieden zu leben, und zwar auf beiden Seiten. Es geht um das, was die Amerikaner "Diversity" nennen. Aber in den USA haben wir einen positiven Migrationsbegriff: Einwanderer sind eine wirtschaftliche Bereicherung. In Deutschland ist der Begriff negativ: Migration als Bedrohung. Dazu kommt in den USA das "ethnic vote". Die Folge: Auch im Wahlkampf bemühen sich dort die Parteien um einen fairen Ton gegenüber wahlberechtigten Minderheiten. Wenn hier die meisten Türken eingebürgert und damit wahlberechtigt wären, würde auch nicht mehr so diskutiert wie heute.«

mit sicherheit nur ein lösungsansatz von mehreren - lesenswert ist das interview mit Klaus J. Bade (direktor des instituts für migrationsforschung und interkulturelle studien sowie stellvertretender vorsitzender des zuwanderungsrats der bundesregierung) jedoch allemal.

Dienstag, 23. November 2004

»im namen christi«

diekmann beim papst - brrrrr... -- quelle: wirres.net

nun hat die »volksbibel«, von der hier und hier schon die rede war, also auch den vatikan erreicht. »diese ehre ist noch keiner deutschen zeitung zuteil geworden!« jubelt BILD anlässlich der papst-audienz von chefredakteur Kai »schmalzhansel« Diekmann und berichtet weiter:
»Der Papst dankte BILD und Weltbild für ihr Engagement, auch im Hinblick auf seinen geplanten Besuch in Deutschland im nächsten Jahr. „Lassen Sie die Deutschen wissen, daß ich sie segne und auf sie zähle im Namen Christi.“«
was er damit wohl meint? der alte spricht in rätseln... eindeutiger hingegen dies:
»Den Lesern der BILD-Zeitung empfahl der Papst für den heutigen Tag ein kurzes Gebet.«
und, weiß gott, das haben sie wohl auch nötig! ;o)

p.s.: sehr hübsch auch die entgegnung der taz auf die Diekmann-audienz! ;o)

(via wirres.net)

Montag, 22. November 2004

»der heiler mit der polaroid-kamera«

glaube kann ferse versetzen...
»Nun gibt es Leute, die (obwohl sie mich kennen) davon ausgehen, dass ich jede Form des Spirituellen ablehne, nur weil ich nicht an Gott glaube. Das ist ein Trugschluss. [...] Aber ich werde hellhörig, wenn ich das Wort “Wunderheiler” höre, und dieses Wort hört man im Zusammenhang mit Herrn Stippekohl ziemlich häufig.
Zweifelsohne jedoch geht es meinem Bekannten glänzend, auch wenn ich mich nicht an ein Treffen mit ihm erinnern kann, bei dem es ihm für mich ersichtlich nicht glänzend ging. Er kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus und empfiehlt mir dringend einen Besuch beim “Master Of Life".«

und diesen, nämlich Johnnys besuch beim wunderheiler kann & sollte, wer mal wieder herzlich lachen bzw. kopfschütteln möchte, hier nachlesen: glaube kann ferse versetzen... ;o)

(spreeblick; via wirres.net)

Sonntag, 21. November 2004

»grateful for our current leadership...«

werenotsorry.com

wer sich angesichts dieser ergreifenden botschaften an die welt gefragt haben sollte, wo eigentlich die 59-und-ein-paar-millionen »dumbs« geblieben sind, die den kerl gewählt haben: hier sind sie: www.werenotsorry.com

(via fieberblog, wo übrigens noch das folgende bild abgelegt ist, das sich auf der originalseite leider nicht mehr finden lässt: )

surely not sorry...

p.s.: achja, fast vergessen: das andere äquivalent zu sorryeverybody.com: apologiesaccepted.com ;o)

Donnerstag, 18. November 2004

»rechtschreib-deform«

»italiensiche spezialtitäten in gemütlicher atomsphäre«?

hm, ich glaube nicht, dass ich dort gern essen ginge. was die einem wohl auf die pizza tun - atompilze vielleicht? ;o)

(gefunden beim zwiebelfisch)

abundant

lose links & mehr

herr abundant @ twitter

Aktuelle Beiträge

»alles auf anfang«
ein neubeginn will gewagt werden. ab jetzt geht es...
abundant - 21. Jan, 12:47
»spendet liebesgaben!«
vor jahren vermachte mir eine freundin eine mappe mit...
abundant - 9. Dez, 19:20
»kinder ausgenommen«
aus einer pressemitteilung der werbeagentur »Media&Things«: »Am...
abundant - 31. Okt, 12:31
"Bonus" bekommt da ja...
"Bonus" bekommt da ja eine ganz neue Bedeutungstiefe.
rrho - 30. Okt, 14:58
»werbung nach pisa«
verlässt man sich jetzt schon darauf, dass die kunden...
abundant - 28. Okt, 13:05

Archiv

April 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 

Suche

 


amusement
brainstorm
dichtung digital
flashback
geist & zeit
in memoriam
lebenslaeufe
neu im netz
premium content
privatissime
trendcheck
welt im bild
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren