nachtrag: »über Tadeusz Borowski«
mag sein, der vorige eintrag bedarf der ergänzung:
Tadeusz Borowski wurde am 12. november 1922 in schitomir (ukraine) geboren und kam mit seiner familie 1933 nach polen. er betätigte sich als bauarbeiter, holte 1940 sein abitur nach und studierte an der untergrund-universität warschau literaturwissenschaft, bevor er 1943 als widerstandskämpfer inhaftiert und nach auschwitz verschleppt wurde. dort arbeitete er unter anderem im sogenannten "kanada-kommando", das die aufgabe hatte, die besitztümer der zur vergasung selektierten zu sortieren, sowie im häftlingskrankenbau. seine befreiung erlebte Borowski, nach verlegung in mehrere andere kzs, schließlich durch den einmarsch der amerikanischen truppen am 29.04.1945 in dachau. nach einjährigem aufenthalt in münchen kehrte er 1946 nach polen zurück. seine erlebnisse und erfahrungen verarbeitete er literarisch in einer reihe von kurzgeschichten, die zunächst in zeitschriften und schließlich 1947 und 1948 in zwei erzählbänden erschienen. am 1. juli 1951 nahm sich Tadeusz Borowski in warschau das leben. [biographische daten nach folgenden quellen: wikipedia (leider nicht ganz zuverlässig), NZZ sowie das nachwort von Andrzej Wirth zu T.B., »Bei uns in Auschwitz«]
Borowskis werk gehört zu den eindrücklichsten und in seinem scheinbar zynischem duktus erschreckendsten zeugnissen der sogenannten holocaustliteratur. in einem beitrag des ORF (radio österreich 1) heißt es dazu treffend:
»Nur wenige schilderten die Tragödie der "verlorenen Generation" von Besatzung und Krieg so eindringlich und unsentimental wie Tadeusz Borowski. Seine Erfahrungen als Häftling in Auschwitz beschrieb er in scheinbar zynischen Untertönen, oft aus der Perspektive der Lager-Kapos, die sowohl Opfer als auch Täter waren, eine Welt, in der die alten Werte zusammenbrechen und jeder nur noch das eigene Überleben zu sichern sucht.«
Borowski selbst äußerte sich über seinen literarischen ansatz wie folgt:
»Stimmt, ich könnte auch lügen, mich der uralten Mittel bedienen, die der Literatur gegeben sind, wenn sie sich den Anschein geben will, die Wahrheit zu sagen; aber dazu fehlt mir die Phantasie.«
weitere ausschnitte aus Borowskis erzählungen finden sich z.b. hier.
p.s.: warum dieses posting? nun, z.b. um "argumentationen" dieser art, die auf das unwissen und die sensationslüsternheit ihrer leser spekulieren, etwas wirkungsvolles entgegen zu setzen. kein raum den rechten tatsachenverdrehern!
und wer tatsächlich überrascht ist von der tatsache der von Borowski erwähnten bordelle oder arrestzellen für "zivile" in auschwitz, muss sich leider den vorwurf gefallen lassen, sich aus faulheit oder desinteresse bislang nicht informiert zu haben - denn quellen dafür gibt es seit 1945 massenhaft! dass diese und ähnliche tatsachen eben nicht im widerspruch zur vernichtungsmaschinerie der nationalsozialistischen lager stehen, sondern im gegenteil wohlkalkulierter bestandteil des systems waren, auch davon handeln die berichte Borowskis und anderer überlebender (etwa Primo Levi, Imre Kertèsz, Jorge Semprun, Eugen Kogon, Nico Rost oder Paul Steinberg). man muss sie nur lesen wollen!
Tadeusz Borowski wurde am 12. november 1922 in schitomir (ukraine) geboren und kam mit seiner familie 1933 nach polen. er betätigte sich als bauarbeiter, holte 1940 sein abitur nach und studierte an der untergrund-universität warschau literaturwissenschaft, bevor er 1943 als widerstandskämpfer inhaftiert und nach auschwitz verschleppt wurde. dort arbeitete er unter anderem im sogenannten "kanada-kommando", das die aufgabe hatte, die besitztümer der zur vergasung selektierten zu sortieren, sowie im häftlingskrankenbau. seine befreiung erlebte Borowski, nach verlegung in mehrere andere kzs, schließlich durch den einmarsch der amerikanischen truppen am 29.04.1945 in dachau. nach einjährigem aufenthalt in münchen kehrte er 1946 nach polen zurück. seine erlebnisse und erfahrungen verarbeitete er literarisch in einer reihe von kurzgeschichten, die zunächst in zeitschriften und schließlich 1947 und 1948 in zwei erzählbänden erschienen. am 1. juli 1951 nahm sich Tadeusz Borowski in warschau das leben. [biographische daten nach folgenden quellen: wikipedia (leider nicht ganz zuverlässig), NZZ sowie das nachwort von Andrzej Wirth zu T.B., »Bei uns in Auschwitz«]
Borowskis werk gehört zu den eindrücklichsten und in seinem scheinbar zynischem duktus erschreckendsten zeugnissen der sogenannten holocaustliteratur. in einem beitrag des ORF (radio österreich 1) heißt es dazu treffend:
»Nur wenige schilderten die Tragödie der "verlorenen Generation" von Besatzung und Krieg so eindringlich und unsentimental wie Tadeusz Borowski. Seine Erfahrungen als Häftling in Auschwitz beschrieb er in scheinbar zynischen Untertönen, oft aus der Perspektive der Lager-Kapos, die sowohl Opfer als auch Täter waren, eine Welt, in der die alten Werte zusammenbrechen und jeder nur noch das eigene Überleben zu sichern sucht.«
Borowski selbst äußerte sich über seinen literarischen ansatz wie folgt:
»Stimmt, ich könnte auch lügen, mich der uralten Mittel bedienen, die der Literatur gegeben sind, wenn sie sich den Anschein geben will, die Wahrheit zu sagen; aber dazu fehlt mir die Phantasie.«
weitere ausschnitte aus Borowskis erzählungen finden sich z.b. hier.
p.s.: warum dieses posting? nun, z.b. um "argumentationen" dieser art, die auf das unwissen und die sensationslüsternheit ihrer leser spekulieren, etwas wirkungsvolles entgegen zu setzen. kein raum den rechten tatsachenverdrehern!
und wer tatsächlich überrascht ist von der tatsache der von Borowski erwähnten bordelle oder arrestzellen für "zivile" in auschwitz, muss sich leider den vorwurf gefallen lassen, sich aus faulheit oder desinteresse bislang nicht informiert zu haben - denn quellen dafür gibt es seit 1945 massenhaft! dass diese und ähnliche tatsachen eben nicht im widerspruch zur vernichtungsmaschinerie der nationalsozialistischen lager stehen, sondern im gegenteil wohlkalkulierter bestandteil des systems waren, auch davon handeln die berichte Borowskis und anderer überlebender (etwa Primo Levi, Imre Kertèsz, Jorge Semprun, Eugen Kogon, Nico Rost oder Paul Steinberg). man muss sie nur lesen wollen!
abundant - 1. Nov, 13:37
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