normalerweise geben sich sog. druckkostenzuschussverlage — also unternehmen, die sich auf die ein oder andere weise von den autoren*) dafür bezahlen lassen, dass sie deren bücher verlegen — etwas mühe damit, ihre wahren absichten zu verschleiern bzw. etwas als besondere und deshalb bezahlenswerte dienstleistung zu verkaufen, was für einen verlag eigentlich selbstverständlich sein sollte (das lektorat, beispielsweise, oder auch der eintrag in den katalogen des buchhandels und der versand von rezensionsexemplaren). immerhin: manche beweisen inzwischen mut zur ehrlichkeit, indem sie sich klipp und klar als »dienstleisterverlage« bezeichnen.
wahlweise dreist oder aber geradezu bemerkenswert offen ist allerdings das folgende unternehmen, das mit dem slogan »neuen autoren eine chance!« für sich und in diesem fall für die beteiligung an einer anthologie wirbt:
»Jedem Teilnehmer stehen mindestens vier (Mindestbeteiligung) und maximal dreißig Buchseiten zur Verfügung. Prosatexte belaufen sich pro Buchseite auf ca. 1.900 Zeichen; für Gedichte stehen 32 Zeilen à ca. 60 Anschläge zur Verfügung, wobei jedes Gedicht auf einer neuen Seite beginnt. [...]
Publikationskosten oder ein Druckkostenzuschuß werden nicht berechnet. Der Verlag liefert jedem Autor pro belegter Buchseite zwei Buchexemplare zum Buchhandelspreis von je EUR 29,90 inkl. 7 % MwSt.«
[die quelle verlinke ich mit absicht nicht. tante google weiß wie immer rat.]
na, wer findet den widerspruch? ;o)
rechnet man sich das durch, kann einem schnell schwindelig werden: mit 239 euro und 20 cent wird hier jeder autor für seine 4 seiten zweifelhaften ruhm zur kasse gebeten; 384 seiten umfang hatte die letzte anthologie, die in diesem verlag erschienen ist ... den rest überlasse ich Ihrer fantasie bzw. Ihren rechenkünsten.
aber clever ist das konzept allemal, und zwar in mehrfacher hinsicht: nicht nur, dass der mutmaßliche gewinn für den »verlag« die kosten für druck, bindung und auslieferung bei weitem übertreffen dürfte — hier werden zugleich die verkaufszahlen künstlich angekurbelt, stehen doch jedem autor pro seite zwei selbstbezahlte »belegexemplare« zu. der »verlag« kann also mit einer vergleichsweise hohen auflage protzen, ohne dafür das geringste risiko einzugehen — und vor allem, ohne sich auch nur einen deut um werbung und vertrieb scheren zu müssen. das wäre aber wohl ohnehin ein eher vergebliches unterfangen, denn wer bitteschön kauft für diesen preis eine anthologie, die zwar hochtrabend mit »lyrik und prosa unserer zeit« betitelt ist, aber kaum auch nur einen autornamen aufzubieten hat, den man schon mal wenigstens irgendwo gelesen hat?
und auch die autoren können sich nicht beschweren: schließlich wird hier wird von anfang an mit offenen karten gespielt, so dass niemand im nachhinein behaupten kann, er habe nicht gewusst, was da auf ihn zukommt.
chapeau, ihr schlingel! ich hoffe, ihr erstickt an eurem geld!
[ *) gemeint sind hier die autoren literarischer, nicht wissenschaftlicher werke. im wissenschaftsbetrieb sind vom autor erbrachte druckkostenzuschüsse gang und gäbe.]
nun denn, geneigte leserschaft: hier mein schreibtisch, aufgenommen vor wenigen minuten mit einer leider leicht überforderten spielzeugkamera:
klickstu bild, kriegstu infos! ;o)
vielen dank an den lieben R., der mich mit seiner einladung dazu gebracht hat, mir einen flickr-account zuzulegen (wo es momentan allerdings noch sehr karg aussieht).
englisch gilt ja bekanntermaßen gerade in der werbesprache als extrem chic (auch wenn dabei die verständlichkeit der botschaft mitunter auf der strecke bleibt). aber was die inhaber dieses modegeschäfts in der montabaurer altstadt sich dabei gedacht haben mögen, wird wohl für immer deren geheimnis bleiben:
»italia« hätte ich ja noch verstehen können, aber »italy«? was soll der blödsinn? oder bin ich bloß nicht auf dem neuesten stand der textilindustrie? (»guck mal, mami, das schöne flauschige italy da auf der weide!« – »ja, mein kind. und wenn die wolle ab ist, dann bekommt die mami vom papi einen ganz tollen, flauschigen und sündhaft teuren pullover.«)